Gegen böse Berichte und Kollegen setzen Echobelly sich mit Qualität zur Wehr


Butes Aussehen, das passende Auftreten und eine erstklassige Stimme gehören nicht gerade zu den hinderlichsten Eigenschaften, wenn man Popstarwerden möchte. Dementsprechend titelte das britische Blatt New Musical Express: „A singer any band would kill for“ – und erhob die smarte Sonya Aurora Madan mit ihrer Band Echobelly in die erste Liga der englischen Popmusik. „Doch wie es nun mal so ist“, sagt die kurzhaarige Frontfrau mit Blick auf die derzeitige Lage, „kriegen wir momentan von den Musikmagazinen eins auf die Mütze. Erst jubeln sie dir zu, dann machen sie dich nieder. Fast scheint es, als ob manche Blätter gestandene Bands totschreiben wollen, um Platz für neue zu schaffen. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen, zumal die Reaktionen der ernstzunehmenden Presse, also von ‚Observer‘ oder ‚Times‘, voller Lob waren!“ Ein anderes Problem ging nicht ganz so glimpflich aus. Die langjährige Echobelly-Bassistin Debbie Smith wurde nicht, wie sonst üblich, in beiderseitigem Einverständnis aus der Band komplimentiert. Sie hatte zu gehen, weil alle Beteiligten in ihrer Anwesenheit die Proben verweigerten. Die ehemalige Kickboxerin Sonya findet klare Worte: „Echobelly wäre auseinandergebrochen, wenn wir Debbie nicht rausgeworfen hätten. Sie war aggressiv, reagierte überreizt und total destruktiv.“ Schwergefallen, so Texterin Sonya, sei es ihr und den anderen aber nicht, die Kollegin zu feuern, auch wenn sie jetzt die einzige Frau bei Echobelly sei. „Wir sind ein Team. Das Geschlecht spielt keine Rolle“, sagt Sonya und fügt mit Genugtuung hinzu, daß sie durch Julian, den neuen in der Band, auf der Bühne sicherer agieren könne: „Er spielt nie die falsche Melodie – anders als seine Vorgängerin.“ Doch es gibt noch mehr Erfreuliches aus dem Hause Echobelly zu vermelden: Es gibt eine neue Platte. Sie heißt „Lustra“ und ist ein kleiner Geniestreich. Waren schon auf dem Debüt „Everyone’s Got One“ und dem Nachfolger „On“ schöne Stimmen und eingängige Melodien zu hören, so finden diese beiden Komponenten Echobellyscher Klangkunst auf „Lustra“ ihre Vollendung. Da blubbert kein seichter Britpop aus den Boxen, sondern dichte, teils hypnotische Musik auf Gitarrenbasis, die in ihren besten Momenten („Bulldog Baby“, „Here Comes The Big Rush“) eruptiv und berauschend klingt. Beim Songwriting verfolgen Echobelly denn auch ein Ziel, das Sonya bei einigen Kollegen bitter vermißt: „Oasis schreiben angenehme Songs, aber keine anspruchsvolle Musik.“