Hamburg Erstes Open Air Konzert


Die Veranstalter glaubten, die grosse „Queile“ entdeckt zu haben. „Superfestivals mit Supergroups und SuperStimmung“. Sie wurden nur so aus dem Bodem gestampft. In Düsseldorf brachte man immerhin rund 50.000 Fans in 3 Tagen auf die Beine; in Köln waren es in 2 Tagen fast 20.000. Aber eine „grosse Schaffe“ wurde dieses „Big Gig“, das als erstes Open-Air-Concert in Hamburg auf der Klein-Flottbeker-Derbybahn stattfand, nicht. Laut Vorankündigung hatte sich der Veranstalter auf eine Masseninvasion von mindestens 20.000 Popfans aus allen Teilen Deutschlands eingerichtet. Aber dieser Optimismus erlitt einen knallharten Dämpfer. Denn die Bilanz, die man zog, war alles andere als erfreulich. Von den 20.000 erwarteten Festivalbesuchern kamen nur 9000. Immerhin brachten sie dem Veranstalter noch einen ansehnlichen Gewinn. Das war auch bei den Eintrittspreisen, für 2 Tage DM 30,- (!!?!) zu erwarten. Aber, wo waren die begeisterten Fans? Veranstalter Meilen hatte dazu seine eigene Version. Er meinte, zu viele wären durch die Hitze (32 Grad im Schatten) von einem Besuch abgehalten worden. Aber ich glaube kaum, dass das Wetter an diesem Misserfolg schuld ist. Man hat sich zu sehr von den Erfolgen seiner Vorgänger leiten lassen und ist auch bei deren Masche geblieben. Grossartige Vorankündigungen mit den besten Gruppen, die dann einfach nicht kamen. Warum, das erfuhr man selten. In Hamburg konnte man auch 1/4 von dem streichen, was auf den Plakaten stand. Und was, das erfuhr man auch erst als die Veranstaltung schon auf vollen Touren war. Die Fans sind kritischer geworden. Sie lassen sich nicht einfach etwas vorgaukein. Sie hatten ja genügend Gelegenheit auf den zahlreichen Festivals, mit denen man sie nur so überschüttete, Erfahrungen zu sammeln. Was meistens nach diesen „Superfestivals“ blieb, war Enttäuschung und Ärger über sein fehlinvestiertes Geld. Denn „super“ waren die Festivals keineswegs. Die Konsequenzen haben die Veranstalter zu ziehen, in Hamburg wie auch in Frankfurt, wo Peter Hauke eine Parallelveranstaltung inszenierte. Man muss schon etwas mehr bieten, vor allen Dingen sollte man mit den Vorankündigungen auf dem Teppich bleiben und die Fans nicht mit Halbwahrheiten abspeisen. Denn schliesslich finanzieren sie mit ihrem Geld solche Veranstaltungen. In Hamburg war man bei solch einer Affenhitze zu apathisch, um dagegen zu protestieren.

EAST OF EDEN hatte es ebenso wie RENAISSANCE vorgezogen, auf der etwas kühleren Insel zu bleiben. Über KEITH EMERSON, Exorganist der mittlerweile aufgelösten Nice, verlor man bedauerlicherweise kein Wort. Die Organisatoren hatten vollkommen vergessen, so schien es mir, dass er auf dem Programm stand. Dass aber trotz dieses Ausfalles keine musikalische Schonkost geboten wurde, dafür sorgten schon: BLACK SABBATH, JUICY LUCY, die zum ersten Mal in Deutschland auftraten, FAMILY, RARE BIRD, MUNGO JERRY, der als Ersatz für Renaissance gekommen war, STEAMHAMMER, URIAH HEPP und natürlich zur Abrundung des Ganzen COLOSSEUM. Juicy Lucy kam gerade mit einer dicken Enttäuschung aus Schweden. 120 Meilen südlich von Stockholm hatte man ein „Superfestival“ für 50.000 Personen organisiert. Was kam, war nur ein Zehntel von dem, was man erwartet hatte; nämlich nur 5000. Defizit der Veranstaltung: 1.000.000 Kronen. Aber Juicy Lucy liess sich bei ihrem Auftritt in Hamburg nichts mehr von der Enttäuschung anmerken. „Who do you love“, zur Zeit noch immer in den Hitparaden zu finden und „Mississippi Queen“ wurden so gespielt, das ein Unterschied zu Studioaufnahmen nicht mehr festzustellen war. Zu Ovationen kam es jedoch bei diesen technisch hervorragend gespielten Stücken nicht. Da war ROGER CHAP-MAN von den FAMILY schon besser dran. Ihm flog der Applaus schon zu, als er nur das Mikro in die Hand nahm. Seine faszinierende Show gefiel ungemein und sein Drive spornte die Gruppe zu Höchstleistungen an. In Düsseldorf, beim Joint Meeting, hatte er Pech, weil ein Gesangsverstärker ausgefallen war. Aber in Hamburg klappte alles und dieser Umstand machte ihn so richtig glücklich. Kolossal waren COLOSSEUM. COLIN RICHARDSON, Manager von Jon Hiseman’s Entertainment, sagte, dass es bestimmt am Wetter liegen würde, schönes Wetter gleich dufte Musik. Das war seine Interpretation zu dem Erfolg, den Colosseum einheimste. RARE BIRD, ohne Leadgitarre agierend, dafür aber mit zwei Orgeln, ist nicht so aufgenommen worden, wie sie es eigentlich verdient hätten. Der Bassgitarrist sagte mir, dass es für sie mit Schwierigkeiten verbunden wäre, den Zuhörern ihre Musik verständlich zu machen. Daran ändert auch nichts unser Hit „Sympathy“ oder „Beautiful scarlet“, den wir demnächst auch als Single veröffentlichen wollen. Rare Bird wird immer eine Musik für Individualisten bleiben. In nächster Zeit werden sie eine Tournee durch die Staaten machen. Dort hoffen sie auf mehr Verständnis. MUNGO JERRY hat mit seinem Song „In the summertime“ schon etliche Hitparaden gestürmt. In Hamburg eroberte er schnell die Herzen der Fans. Mungo Jerry hat einen ausgezeichneten Riecher dafür, was bei den Fans ankommt und ich glaube, dass seine nächste Sache ebenso ein Hit wird. -Fazit eines Open-Air-Concertes im Sommer bei über 30 Grad im Schatten.

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