Illegal 2001, Bielefeld, PC 69


Gibt es das eigentlich: Popmusik für kaufmännische Angestellte? Man könnte es bei einem Konzert von Illegal 2001 fast glauben. Dort steht er, der Durchschnittsbürger mit den Durchschnittsträumen. Bundfalten-)eans trifft Dauerwelle trifft Bauchansatz trifft Schnäuzer. Kurz: Menschen, die ihr Leben unter den Schonbezügen des Bravseins leben und dazu gern Rock mit eingebauter Zimmerlautstärke hören. Illegal 2001 liefern den Soundtrack dazu. Zwar nicht ganz so mega-sellend wie die Kuschelrocker von Pur, aber immerhin doch erfolgreich genug, um einige mittlere Radiohits zu landen. Vorzugsweise heißen die Alben dieser Lachleute und Nettmenschen denn auch ‚Abenteuerland‘ (Pur) oder ‚Alarm‘ (Illegal 2001), um die Durchschnittlichkeit der Musik wenigstens rhetorisch mit einem Hauch von Risiko aufzumöbeln. Groß aufmöbeln müssen Illegal 2001 ihr Publikum in Bielefeld nicht. Das sind beinharte Fans, die jeden Songtext mitsingen. Illegal 2001 unterhalten ihre Fangemeinde mit zahlreichen Kostümwechseln und dem Lausbubencharme von Sänger Thomas Lötzsch, der wahlweise zwischen Phi! Coilins und Otto changiert. Vom Opener ‚Märchenprinz‘ an stehen die knapp 300 Leute hinter dem nordfriesischen Quintett und egal ob bei ‚Ich lief durch jede Wüste‘ oder ‚Ich bin verliebt in eine Metzgerin‘ – die bewußt gesetzten Textlücken füllen die Fans mit Bravour auf. Heimelig wird’s bei Balladen wie ‚Sei mein Freund‘ – sie sind musikgewordene Streicheltherapie und schwupps, schon erhellen Wunderkerzen die Beziehungskisten-Baukasten-Texte. Da haben dann Band und Publikum das, was sie wollen: Harmonie und das Gefühi „Wir kriegen das schon wieder hin“.