Jazz oder nie: Tanz-Tee


Ausgerechnet der Dancefloor haucht dem alten Jazz neues Leben ein. "Talkin Loud" ist die Firma für den Tanztee-Jazzer.

Jeden Sonntag, wenn andere Briten artig ihren fünf Uhr-Tee und die obligatorischen Ingwer-Kekse einnehmen, sammelt sich an der Decke des Londoner Dingwalls-Clubs der Schweiß von tausend Tänzern — gestylt wie 90er Jahre-Beatniks. Ein nachmittäglicher Tanztee (!), zu dem eine Melange aus Jazz. Soul und Hip Hop gereicht wird. Bald ist aber die letzte Vorstellung von „Talkin Loud and Sayin Something“ des renommierten DJ Gilles Peterson — der Club wird abgerissen. Doch PeAusgerechnet der Dancefloor haucht dem alten Jazz neues Leben ein. „Talkin Loud“ ist die Firma für den Tanztee-Jazzer.

terson hat vorsorglich schon im Oktober letzten Jahres sein „Talkin Loud‘-Plattenlabel gegründet. Getreu der Erbfolge Jazz/Funk/Hip Hop veröffentlichte er bald die ersten Platten: Den Young Disciples um die Tochter des James Brown-Entdekkers Bobby Byrd — Carieen Anderson —, den Ex-Style Council-Bassisten Brother Marco und DJ Femi, folgte der besonnene irische Jazz-Rap-Poet Galliano und dann die legendäre Ami-Fusion-Band Steps Ahead.

„Was wir machen, ist Jazz als Straßen-Ding, als Club-Ding. Wir bringen das ganze dahin zurück, wo es angefangen hat“, frohlockt Gilles Peterson. Der Puristen-Bart ist also ab, es ist Zeit, daß sich Jazz neu erfindet. Wer mit dabei sein will, sollte unbedingt mit dem Querschnitt-Sa-„pler TALKIN LOUD und der fulminanten LP IN PURSUIT OF THE 13TH NOTE von Galliano einsteigen, die dieser im April auf deutschen Bühnen mit seiner siebenköpfigen Band live vorstellen wird. Vorher und na-hher gibt’s Musik vom Plattenteller Gilles Peterson legt selber auf!