Keine Rocker, keine Ukulelen


... und eine Avantgardeband sind Mercury Rev auch nicht mehr.

Das neue Album von Mercury Rev ist noch gar nicht erschienen, da steht die US-Kultband schon im Vorprogramm von Nick Cave &. The Bad Seeds auf deutschen Bühnen. Es ist ein Risikounternehmen, denn zwischen der Weltfluchtpsychedelia der Gruppe um Sänger Jonathan Donahue und den Klageliedern des australischen Gravetrotters liegen vielleicht nicht Welten, wohl aber einige Nuancen. „Natürlich kennt um bei diesen Konzerten im Publikum kaum jemand. Da könnte auch eine Band stehen, bei der alle Mitglieder auf der Ukulele spielen. Aber wir müssen auch da hingehen, wo uns die Leute bisher nicht gehört haben. Ob das am Ende funktioniert oder nicht, einen Versuch ist es allemal wert. Es geht uns ja darum, so viele Zuhörer wie möglich zu erreichen. Wir sind keine Avantgarde-Band“, stellt Donahue klar. Das neue Album bedeutet einen weiteren Schritt auf dem Weg zu mehr Popularität. Wo Mercury Rev früher chaotisch, verzagt oder schwermütig erschienen, klingen sie auf THE SECRET MIGRATION wie von Zentnerlasten befreit. „Der Unterschied ist, dass ich mich inhaltlich zu meiner Fehlbarkeit bekenne und dadurch gelassener bin. Ich traue mich jetzt, nach Hilfe zu rufen. Früher dachte ich so etwas höchstens, war aber zu stolz, es zuzugeben. Jetzt kommen mir Zeilen wie ,lover lift me up‘ über die Lippen. Das werden mir einige als Schwäche auslegen. Doch das angebliche Gegenteil, die ganze harte Rockertour, ist die meiste Zeit nur eine unbefriedigend leere Pose.“ Bei der Ausgestaltung der Musik haben sich Mercury Rev erneut auf ihren langjährigen Produzenten Dave Fridmann verlassen. An dessen Seite tauchen aber auch neue Namen auf, etwa der von Adam Peters, früher Streicherarrangeur von Echo & The Bunnymen. Eine bewusste Wahl.

„Wir mögen die Bunnymen.Sie haben ihre depressive Grundstimmung in ihrer Karriere nach und nach verschwinden lassen und durch eine optimistischere Haltung ersetzt. Fans und der Öffentlichkeit gegenüber ist so ein Stilwechsel schwer plausibel zu machen. Wenn es einer Band gelingt, ziehen wir unseren Hut.“ Jetzt tun dies womöglich auch die Fans von Nick Cave vor Mercury Rev?

www.mercuryrev.com