Kool & The Gang – Columbus, Ohio State Fair


Man hat mich in die Wüste geschickt – nach Columbus, Ohio. Das ist eine Stadt im Mittelwesten der USA – und jeder einigermaßen Eingeweihte weiß, was das bedeutet: Arsch der Welt. Flachlandschaft mit Weite, Menschen mit Enge, die amerikanische Masse.

Da Kool & The Gang auf dem besten Wege sind, eine der populärsten Gruppen Amerikas zu werden, ist es höchst interessant zu beobachten, wie sie vor diesem Durchschnitts-Amerikaner-Publikum abschneiden. In Columbus feiert man gerade eine zehntägige Ohio-State-Fair, die Bühne befindet sich mitten im ausgedehnten Rummelplatz. Zwei Shows sind angekündigt, eine nachmittags, eine abends, beide Male sind sie mit drei- bis viertausend Zuschauern gut besucht.

Der Zipfel eines Musikers zeigt sich am Bühnenrand, das Publikum heult auf, kreischende schwarze Mädchen springen in den ersten Reihen von den Sitzen. Test eins bestanden: K&G sind ungeheuer populär, und zwar bei einer total gemischten Zuhörerschaft. Live sind sie harte Arbeiter, in den USA bedeutet das: Nur das Beste ist gut genug, man wird sehr leicht von der Konkurrenz überholt, wenn man nicht aufpaßt. Selbstverständlich spielen Kool & The Gang sämtliche ihrer einfachen und genialen Hits aus den letzten drei Jahren: „Ladies Night“, „Get Down On It“, „Steppin Out“ und natürlich „Celebrate“, den Song mit dem Bekanntheitsgrad der Nationalhymne.

Dazwischen greift man aber auch aui komplizierteres, älteres Material zurück, das sich bruchlos in das Konzept der Show integriert. Die Band bewegt sich fast pausenlos in einer großartigen, lustigen Choreographie, die genauso perfekt rüberkommt wie die Musik. Aufpeitschende knappe Bläsersätze, auch mal ein Trompeten-, Gitarren- oder Posaunensolo, nie zu lang und immer geschmackvoll kreativ. Und mit „J.T.“ Taylor besitzt die Gang (seit drei Jahren) einen großartigen Croon er, dessen gelungene, ausgehauchte Vibrato-Töne die schwarzen Girls ins Stöhnen versetzen.

Kool & The Gang sind Unterhaltungskünstler, Amerika ist jetzt schon fast in ihrer Hand. Im Oktober kommen sie nach Deutschland: Ein Tip für alle, die großen Stil beben.