LCD Soundsystem – München, Elserhalle /Air – München, Tonhalle


Zweimal "Elektro im Bandformat: Heißtanzen und Ernüchterung in zwei Soiréen.

Viel leicht eine belämmerte Idee, aber wo es sich doch so schön fügte: zwei Abende hintereinanderdiezwei prominentesten bandgewordenen Elektronik-Acts, Begrünerdesweiten Feldrains zwischen Track und Song. Das müsste doch als auf zwei Abende verteilte postmodern-bräsige Rave-Kombi durchgehen (oder zumindest das, was der Rocksozialisierte sich unter so was vorstellt)-. Mittwoch sich weichtanzen bei LCD, Donnerstag schön ambient auskühlen bei Air.

Mittwochabend. Es lauft gut an. LCD Soundsystem in der Elserhalle. James Murphy hat sich mal wieder einen Wolf gesoundcheckt, und es hat sich mal wieder gelohnt. Der Klang ist brillant, die Band, ein lustig uncool aussehender Haufen (ist das Ginger Baker am Schlagzeug?) spielt so tight und vertrickst exakt wie ein ganzer chromblitzender Hangar voller leichtlaufgeölter Präzisionspuckermaschinen. Es ist schlicht grandios. Die ganze Band spielt perkussiv, bis hin zum Gitarristen, der ganze Songs lang auf abgestoppten Saiten scharf Pointiertes schrubbt; die Rhythmen, wo man immer mitmuss, sind Legion, schachteln sich ineinander im vorwärts schiebenden Beat. Vorne dran Murphy.ganz Frontmann und Bandleader. hochkonzentriert in den Gesangsparts, die aufdem neuen Album sounds of silver an subtiler, leicht zu unterschätzender vokalakrobatischer Komplexität zugelegt haben; dirigiert nebenher-ohneHingucken-Band und Mischer mit kleinen Fingerbewegungen am ausgestreckten Arm und zückt zwischendurch die Kuhglocke, um einen enorm offenen Offbeat zwischen die Schichten zu legen. Die coole Sau. „Yeah“ wächst sich schließlich zur grandiosen Tribal-Techno-Festivalcampingplatz-House-Breakbeat-Percussion-Tour-de-Force aus, 20 Minuten lang treiben sie das Stück vor sich her, modellieren, morphen den Beat, setzen adrenalinpumpende Monsterbreaks, die Maestro Murphy mit sparsamen Handzeichen anweist. Derart aufgeladen geht man aus der Halle, dass man noch den ganzen nächsten Tag nachfedert und -zuckt, inTrambahn und Büro.tackertackertacker…

Alsdann Donnerstag, die (in weit größerer Halle stattfindende), nun, After Hour. Mit ihrem neuen Album pocket symphony sind Air zurückgekehrt zum Sound ihres Stil prägenden, zehn Jahre alten Debüts moon safari. Und scheinen darüber jeglicher eventuell verbliebener Musizier-und Experimentierlaune verlustig gegangen.Ausgeschmackvollem lila Schummerlicht heraus rollen sie einen Samstag-bei-lkea-Wohlklangsflokatiaus.ohnesich und ihrem Publikum die kleinste aufregende Abwegigkeitgönnen bzw. zumuten zu wollen. The secretword fortonight is „wohlfeil“. Getränkt mit den ganzen Markenzeichen-Sounds, schieben sich Konfektionskeyboardflächen daher, ohne dass jemals ein aufregender Haken geschlagen, eine unerwartete Biegegenommen, ein Akzent gesetzt würde. Nichts bäumt sich auf, nichts spacet ab, nichts flasht, nichts bricht, nichts regt an oder auf. Nicht einmal rein sonisch wird ein Fass aufgemacht, der Mix ist quatschig, aber für die Pavlov’schen Wiedererkennungsreflexe („Kelly Watch The Stars“!!! Wie damals, wie von Platte!) reicht’s. Und ab und zu beugt sich Jean-BenoTt Dunckel über sein Vokodermikround haucht“Meraheaucoup“und alle freuen sich: Schau, die Vokoderstimme! Air pfeifen auf die Freiheit des Tracks und was man alles damit anstellen könnte. Stattdessen sind sie endgültig unter die Tapezierergegangen. Die Zugaben hören wir von draußen. Wir sind ja zu haben für ein bisschen Nostalgie, aber da muss jetzt eine Currywurst rein. Wegen der Ernüchterung. >»www.lcdsoundsystem. com; >» www.astralwerks.com/air/