Level 42


Als Level 42 Anfang 1989 zuletzt in London spielte, füllte die Band, die in ihrer erfolgreichsten Phase von 1985 bis 1987 in England sechs Hits hatte, die gut 10.000 Seelen fassende Wembley Arena gleich achtmal hintereinander. Nach einer stilleren Phase, während der sich Mark King, Bassist und Kopf der Gruppe, unter anderem als Rennfahrer in Silverstone betätigte und der Tastenmann Mike Lindup sein Soloalbum CHANGES beklimperte, quartierte sich Level 42 diesmal ein wenig bescheidener ein im mit nur 3.500 Sitzen bestückten Hammersmith Odeon. Dafür traten sie allerdings 15 Nächte hintereinander auf. Mit solchen Argumenten läßt sich kaum streiten: Level 42 ist sicher die langlebigste und erfolgreichste Band des Brit-Funk-Booms der späten 70er und frühen 80er Jahre. Fragt sich nur, womit die Jungs um Mark King das verdient haben.

Mag sein, daß Level 42 in Großbritannien schon deshalb derart populär ist, weil auf den Inseln klare, effiziente Arbeit, wie man sie in diesem Konzert bewundern konnte, Seltenheitswert hat: Die Anlage wurde sorgfältigst aufgebaut, und die Band hüpfte sekundenpünktlich auf die Bühne. Die Show beschränkte sich auf ein paar Lichter sowie auf gelegentliche Wölkchen-Projektionen — da konnte nix schiefgehen. Und auf die Fingerfertigkeit der Musiker kann man sich im Schlaf verlassen. An der technischen Ausführung ließ sich also nichts bemängeln. Und auch nicht am Programm: Fans kriegen Evergreens wie „Love Meeting Love“, „Children Says“, ,.lt“s Over“ oder „Chinese Way“ vorgesetzt; dazu gibt’s Nummern vom kommenden Album und mit „The Spiril 1s Free“ einen Titel aus Mike Lindups Soloalbum. Der sollte wohl andeuten, daß der Geist, wäre er tatsächlich frei, sich mit banalem Cocktail-Jazz und Gesäusel der Swingle Singers begnügen würde.

Und hier hegt dann wohl auch die Crux mit Level 42: Was immer die Band auch spielt — es wirkt dermaßen perfekt eingeübt, daß darüber jeder Ansatz von Spontaneität, von Funk oder gar Soul, flöten geht. Nur wenn die Gäste Gary Barnacle (Saxophon) und Allan Holdsworth — der renommierte Jazzrock-Gitarrist ersetzt den an Aids verstorbenen Alan Murphy — loslegen dürfen, kommt mehr Dampf ins Gebälk.

Nur Mark macht da natürlich eine Ausnahme. Der King beleuchtet den Hals seines überdimensionalen Basses mit roten Lichtern unter den Saiten, läßt seine Finger darüberblitzen, daß es donnert, singt dazu mit leicht stranguliertem Timbre einen Refrain — und benimmt sich ansonsten cool wie ein Versicherungsvertreter. So sagt er nicht einfach „Ihankyou verymuch“, sondern jhank you veiy muck indeed“. Vielen Dank auch.