Lisa Stansfield: Frisch gestylt aus der Soul-Boutique


KÖLN. Der unangenehme Duft von Haarspay. Parfüm und Sonnenmilch klebt in der Luft, die Atmosphäre in der Kölner Sporthalle ist seltsam angespannt. Was ist dran an der Dame mit dem durchgestylten Outfit und den studiopolierten Radiohits? Lisa Stansfield jedenfalls versucht alles, um ihr Image von der Soul-Soubrette mit intimer Aura auch adaequat auf die Bühne zu projizieren.

Und wie: erste Szene, Vorhang auf: Lisa liegt auf einem Podest und räkelt sich, während sie die Melodie zu „Change“ intoniert. Der Regisseur der Szene, das sieht man gleich, war jedoch schlecht beraten. Denn Lisa Stansfield strahlt nun mal eben keine Erotik aus, sie erstarrt in Posen.

Die Choreographie vom Reißbrett nimmt ihren Lauf mit „Real Love“. zu dem Lisa Kreise auf der Bühne dreht und ihre gespreizten Finger gestenreich bemüht. Da steht sie also, frisch aus der Modeboutique, mit den reizenden Leder-Hotpants, der dreiviertellangen Weste, jede Haarsträhne an ihrem Platz, umgeben von 10 Musikern, die einen Sound von absoluter Perfektion entfalten. Glasklar die Bläsersätze, mit denen die Harmonien akzentuiert werden, uhrwerkgenau die Rhythmen, verzahnt von Percussion, Drums und Baß, zurückhaltend aber effektiv der Gesang aus dem Background. Und die Dame aus Rochdale, sie singt so perfekt und prägnant, daß ein Unterschied zur Platte kaum zu hören ist.

Das weckt zunächst Begeisterung, und wenn sich der Saxophonist aus der Gruppe löst und ein Solo ins Publikum bläst, braust sogar Beifall auf. Unterm Strich aber will keine rechte

Begeisterung aufkommen. Das liegt nicht nur an der allzu perfekten Wiedergabe, das liegt einfach an den Songs selbst, dieser auf Dauer monotonen Verbindung von Philly-Sound, House-Groove und schäumender Pop-Brause.

Immerhin: Dank Lisa Stansfield haben sich die Sekretärinnen auf den Tanzflächen endgültig vom Friseusenstil emanzipiert und einen kleinen Vorgeschmack auf echten Dancefloor bekommen. Doch vom wahren Soul ist die unterkühlte Britin so weit entfernt wie echte erotische Ausstrahlung vom Sonnenstudiosex.