Little Feat


Dixie Chicken (1973)

53 „Dixie“ nennen die Rednecks nach dem zwölften „Southern Comfort“ liebevoll ihre Heimat rund ums Delta von „Ol’man River“ Mississippi. Und selbst wenn man nicht weiß, was „Chicken“ denn im Swamp-Slang des tiefen Südens nun eigentlich bedeutet (daß es nichts mit den gegrillten Dingern von „Kentucky Fried“ zu tun hat) — man hört beim ersten Conga-Schlag des Openers (und Titel-Song), daß es hier um eine ganz gewisse Art von Frau geht. Auf der dritten Produktion des ewig unterschätzten Weltklasse-Sextetts geht’s von Anfang an schwül-heiß zur Sache: Locker-entspannte Percussion-Rhythmen schaffen die Grundlage für Paul Barreres (Gitarre) lebensnahe Frauen-Geschichten aus Big Easv; er und Sänger Lowell George klingen, als hätten sie aus der Hängematte auf der Veranda aus gesungen. Gitarren und und Keyboards schleppen sich träge durch die Tracks, und wenn man man diesem Gemisch aus Rhythm „n“ Blues, Country-Rock und New-Orleans-Klängen nur lange genug zuhört, reißt man gar mitten im deutschen Winter irgendwann das Fenster auf und mixt sich so einen Gummibär-klebrigen Likör-Drink mit viel Eis. Lowell George hat diese Gänsehaut-Songsammlung 1972 irgendwo in einem stickigen Studio in New Orleans produziert: Glasklar, mit viel Tiefe und Transparenz. Allen Touissant hat ihm dabei über die Schulter geschaut und frische Eiswürfel geholt, wenn die alten geschmolzen waren. Die anschließende Tournee dagegen war wohl mit all ihren zeittypischen Begleiterscheinungen (Drogen, Suff, Groupies) ein paar Grad zu heiß für die Band — George ließ Little Feat platzen, Gründungsmitglied Bill Payne wechselte zu den Doobie Brothers. Ein Jahr und etliche dicke Schecks später gelang es Warner Brothers, die Band zu reformieren. Bis Ende der 80er tourten sie in wechselnden Besetzungen, galten als sicherer Live-Hammer und lieferten neun Alben ab. Keines davon jedoch konnte der leichtfüßigen Schwüle von „Dixie Gucken“ das Wasser reichen.