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So wie sich zum Jahreswechsel jedesmal „Dinner For One (Der neunzigste Geburtstag)“ im Fernsehen wiederholt, wiederholen sich bei uns die Anekdoten um Ozzy „Eat Everything“ Osbourne. Sobald er nämlich in England einreist, um seine alte Heimat mit einer Tournee zu erschüttern, steht dort der Tierschutzverein Gewehr bei Fuß. Die besorgten Mitglieder verlangen, daß ihre Wachposten bei jedem größeren Gig Posten beziehen, um gegebenenfalls einzuschreiten, ehe Ozzy wieder lebenden Tieren den Kopf abbeißt…

Abgerissene Köpfe gab es zwar nicht gerade, als Public Image im Pasadena Convention Centre in Los Angeles auftraten, trotzdem war man kurz davor, den Ausnahmezustand auszurufen. LA-Punks übten die Rottenmania, es gab Verletzte und Tränengas von der Sicherheits-Garde. Lydon, charmant wie immer, machte sich von zwei Mädchen frei, die ihn auf der Bühne attackierten und erklärte, er habe keine Lust, sich Herpes einzufangen. Pistolmania grassiert in Plymouth. Im dortigen Theatre Roval üben sich in einem Stück von Malcolm McKay ein paar passionierte Doppelgänger in möglichst stilechtem Punk-Habitus. Allen voran Rick Cotton als Johnny Rotten und Kevin McNally als Sid Vicious. Das Publikum soll toben vor Begeisterung. Naja, in Amerika haben Hausfrauen ja sogar eine wächserne Barry Manilow-Figur gestürmt.

Die Teardropmania hingegen ist vorbei. Julian Cope, Diktator bei Teardrop Explodes, hat’s erkannt und löste die Band nach vier Jahren auf. Cope will demnächst mit den Aufnahmen für eine Solo-LP beginnen, angeblich soll auch Gary Dwyer weiterhin mit ihm arbeiten.

Eine Zwangspause wurde Ian Gillan verordnet. 200 Auftritte pro Jahr plus Plattenaufnahmen waren für seine Stimmbänder definitiv zuviel. Nach der laufenden Tour soll er mindestens acht Monate Pause machen. Bei Elton John kann dagegen von Pause nicht die Rede sei. Ehe er Anfang des Jahres nach Montserratt geht, um sein neues Album abzumischen, kann er sich noch in die Warteliste fürs Buch der Rekorde eintragen. Als erster Interpret schaffte er es nämlich, das Londoner Hammersmith 14 Tage lang auszubuchen.

Etwas bescheidener sind da Inga Rumpf und ihr ex-Ehemann Niko Müller. In ihrem Hamburger „Schwarzweiß Studio“ arbeiten sie gemeinsam an neuen Projekten: Inga schreibt die Musik, Niko (ehem. Tweh- und Pardon-Redakteur) die Texte. Ob gleich eine LP rauskommt oder erstmal ein paar Singles, ist noch ungewiß. Auf jeden Fall wollen die beiden im kommenden Jahr unter dem Motto „Wilde Ehe“ auf Tournee gehen.

1983 soll auch wieder ein magisches Jahr für alle Bowie-Fans werden. Wie es heißt, soll es wieder eine Tour geben und ein Album, natürlich. Die meiste Zeit verbrachte David Bowie in jüngster Zeit sowieso vor der Filmkamera. Einmal für „Merry Christmas, Mr. Lawrence“ und für „The Hunger“, wo seine Verwandlungskünste hart getestet wurden. Bowie ist hier nämlich in der Maske eines 300 Jahre alten Mannes zu sehen…

Noch mehr Kino: John Travolta fühlt sich berufen, ein sogenanntes „Docudrama“ über das Leben von Jim Morrison zu drehen. (Das wäre so dicht an der Wahrheit wie „The Rose“ an der Gesichte Janis Joplins). Er halt sich auch für den angemessenen Darsteller, denn, so erklärte er, “ es existiert nicht nur eine physische Ähnlichkeit, sondern ich spüre auch einen ähnlichen Charakter in mir,“

Brian dePalma glaubt daran, er will Regie führen. Der Morrison-Club bleibt skeptisch und konzentriert sich auf den „offiziellen“ Morrison-Film, der jetzt herauskommt. Jims Schwester Anne hat für ihr „Life Of Jim“-Musical jedenfalls schon den passenden Doppelgänger gefunden, er heißt David Brock.

Elton JohnDaß Boy George sein herzzerreißendes Liebeslied „Do You Really Want To Hurt Me“ Kirk Brandon von Theatre Of Hate gewidmet haben soll, ist als Gerücht nicht neu. Schließlich war in einem englischen Magazin nachzulesen, daß er die Wände seiner alten Wohnung mit „/ love Kirk „-Graffities vollgeschmiert hatte. Kirk indes ließ es sich unlängst im „Portrait Ot The Artist As Ä Consumer“ im New Musical Express nicht nehmen, auf seine Vorliebe für Frauen hinzuweisen, egal ob schwarz oder weiß. Von sanften Jungen mit langen Zöpfen war nicht die Rede – das tut weh! P.S. Ein anderes Gerücht lautet, das Culture Club im Frühjahr hier touren werden.

Vorher werden sich allerdings erstmal Black Flag aus Los Angeles als „Amerikas Punk Band No. 1“ hier einführen. Vom 13. bis zum 24. Februar, um genau zu sein. Seit Mitte des Monats soll auch ihre Doppel-LP EVERYTHING WENT BLACK (Aggressive Rockproduktionen) hier erhältlich sein.

Davor aber noch gibt es gepflegtes Pop-Entertainment: Vom 27.1. bis zum 2.2. sind ABC in der BRD unterwegs. Angeblich soll Martyn Fry’s Kleiderordnung sogar die Roadies einbeziehen und ihnen Smokingjacken verordnet haben.

Bleiben wir bei den Schönen: Human League’s Phil Oakey verriet gerade in einem Interview, wie er sich früher über die Runden gerettet habe. „Ich wurde immer von einigen Frauen unterstützt, die es gut mit mir meinten,“ erklärte er dankbar, aber nicht ohne Groll auf seine ex-Ehefrau, die in einem Boulevardblatt unlängst einen ganzen Haufen schmutziger Wäsche über ihn ausgeschüttet hat. Tip für Trendjäger: Phil will seinen Lippenstift in Zukunft so tragen wie der bildschöne Replikant Rachel im Science Fiction-Film „Bladerunner“.

Andere Sorgen hat Marvin Gaye. Damit er in den Staaten seine Steuerschulden begleichen konnte, mußte er sein Haus verkaufen. Kleiner Trost für den Geschröpften, daß er in diesem Monat von den ME-Kritikern auf Platz 1 gewählt wurde.

Unser wahres Bedauern gilt jedoch posthum Jimi Hendrix, der nach seinem Tod schamloser ausgebeutet wird als eh schon zu Lebzeiten. Jetzt soll seine damalige Freundin Monika Dannemann ein Buch mit persönlichen Erinnerungen inklusive Familienfotos vorbereiten. Seine Nachlaßverwalter werden ein TV-Special und einen abendfüllenden Spielfilm auf die Fans loslassen. Wenigstens die könnten sich doch mal wehren…

Genauso unvermeidlich wie ständig neue Hendrix-Platten ist das Wiederauftauchen von Ober-Knack Doug Fieger. Seine neue Band heißt „Doug Fieger Taking Chances“. Konsequenter schlägt da die schweizer Band Yello zu:

„Say Yes To Another Excess“ heißt ihre neue Maxi, LP ist im Frühjahr zu erwarten. (Unser Foto zeigt Yellos Dieter Meier als „Der falsche Magier“, nebenbei auch das Motto einer Fotoausstellung von ihm.) Personalwechsel gab’s bei Palais Schaumburg, die wieder einen gegen zwei tauschten. Für den Vibraphonisten Stefan Bauer kam Moritz von Oswald (vib, perc) und dazu Christian Kellersmann (sax, fl, perc). Sängerin Alf von Yazoo will nach Musikern für eine eigene Blues-Band Ausschau halten und – die letzte Meldung vor Jahreswechsel – ist natürlich der Zukunft des Rock’n’Roll gewidmet. Malcolm McLaren hat sie entdeckt, wer sonst? Auf einem Country & Folk-Album präsentiert er mit „The Buffalo Gals“ die neue Tanzplatte. It’s Square Dance Time, falls Ihr nicht wißt, wie Ihr Eure Silvester-Party up to date bekommt. Ein fröhliches 1983!