Metronomy


Das Quartett von der englischen Südwestküste demonstriert im Compagnie Theater in Amsterdam sein überdrehtes Popverständnis.

Das Compagnie Theater Amsterdam sieht von innen gar nicht aus wie ein Theater. Kein Gold, kein Samt und keine Hochkultur, sondern ein variabler Raum mit Stahlträgern, der heute als amtlicher Konzertschuppen funktionieren muss. Die Firma Ralph Lauren nutzt die herbe Backstein-Atmosphäre zur Präsentation ihrer neuen Jeanslinie Demin & Supply und Metronomy spielen für eine internationale Hipster-Meute. Kein einfacher Job. Selbst wenn sich die Band aus Brighton mit ihrem Album The British Riviera genau jener pulsierenden Stimmung verschrieben hat, die einst in der Subkultur des Britfunk fröhliche Urstände feierte. Pulsierende Partystimmung als musikalische Direktive.

Während sich Metronomy im Video zur Single „The Bay“ bewusst cool und slick geben, betonen sie auf der Bühne eine unperfekte Lebendigkeit. Drummerin Anna Prior im grünen Pailletten-Overall ist so entzückend, wie es die knapp volljährigen Knaben hinter der Theke gerne wären. Ihre drei Mitstreiter bleiben fast provokativ entspannt. Kein Gute-Laune-Terror, sondern schlau gespielte Popsongs. Man gibt sich überaus elegant und verzichtet auf die großen Wahnsinns-Momente, wo alle kreischend die Arme hochreißen. Metronomy proben dagegen den lässigen Move. Sie sind 2011 etwas flächiger geworden, aber an keiner Stelle kunstvoll verschraubt. Eher Miami Vice als wabernde Elektronik. Die Lässigkeit des Funk tropft an allen Ecken auf den synthetisch ausgelegten Teppich, der bisweilen freakige Muster trägt. Derart in Bewegung gehalten, gerät das hippe Model-Publikum schließlich zu den Hits „The Look“ und „The Bay“ in eine fast filmreife Euphorie. Ein scharf gespielter Bass lässt die Hintern kreisen, während sich die Bandmitglieder sichtlich amüsiert angrinsen. Metronomy haben die Metropolen-Party fest im Griff. Sie bekennen sich zum Pop, den sie stets ein wenig überdreht interpretieren. Als hätten sie jederzeit die Möglichkeit, mit einem intelligenten Kniff ein großes Loch in die Synthie-Flächen zu reißen, um plötzlich Scharen an Kinnladen fallen zu lassen. Aber so gemein sind sie natürlich nicht.