Novak’s Kapelle – Vollblutmusiker aus Wien


Gruppen aus Österreich wurden bisher im allgemeinen ein bisschen vernachlässigt. Auch von uns, wir geben es zu. Heute wollen wir Euch jedoch einmal eine Wiener Truppe vorstellen, die wahrscheinlich sogar vielen von Euch bereits ein Begriff ist: NOVAK'S KAPELLE.

Es war im Sommer 1968, als die vier jungen Wiener fanden, dass ihre musikalischen Ideen miteinander übereinstimmten. Sie gründeten eine Gruppe, deren Name sich verbreitete wie ein Lauffeuer: NOVAK’S KAPELLE.

Ein aufpeitschender Sound und agressive Texte kennzeichnen die Musik der Novaks. Wild, zornig, revolutionär – die Songs der Gruppe sind ein einziger Protest, ein Protest jedoch, der nicht heraufgezüchtet wurde, um den Konsum anzuheizen. Die Novaks sind nicht aufs Geld angewiesen, sie machen nicht Musik, um damit zu verdienen, sondern, um sich darin auszudrücken. Weil sie es nicht nötig haben, ihre Musik dem Geschmack des Publikums anzupassen, spielen sie, was ihnen gefällt, was sie fühlen, was aus dem Innern herauskommt. Damit will nun nicht gesagt sein, dass die Novaks aufs Publikum pfeifen. Sie sagen nur: „Wem wir nicht gelallen, der soll eben nicht zuhören. Wer unsere Musik mag, den mögen wir auch“. Die ganze Kompromisslosigkeit, mit der die Novaks ans Werk gehen, spricht aus diesem Satz. Ihr Auftritt auf dem Popfestival in Köln wurde dank dieser Kompromisslosigkeit eine Pleite. Die Leute hatten von einer österreichischen Formation etwas kommerziellere Klänge erwartet und sahen sich bitter enttäuscht. Die Novaks tun, was sie wollen und sie sagen, was sie denken. Das ist auch der Grund dafür, dass sie selbst in ihrer Heimat Österreich noch immer von der grossen Mehrzahl boykottiert werden, und doch gibt es – gottseidank – immer noch genug Leute, die die Ehrlichkeit der Novaks schätzen und sie als die einzige gute österreichische Gruppe bezeichnen. Die Verkaufsziffern der bisher erschienenen Singles zeugen davon, dass die Anzahl dieser Leute nicht gerade klein ist. Die erste Single „Doing That Rhythm Thing“ stürmte sieben Wochen lang die Hitparade und war sogar ein paar Wochen lang Nummer Eins. Und obwohl die zweite Single „Smile Please“ vom Rundfunk wegen des angeblich anstössigen Textes verboten wurde, Hess sich auch diese Platte recht gut verkaufen. Jetzt soll endlich auch die langerwartete erste LP der Gruppe aufgenommen werden, diese Scheibe wird ausschliesslich Eigenkompositionen enthalten.

Ebenfalls auf dem Plan stehen Auftritte im Ausland, die genaue Reiseroute ist jedoch noch nicht bekannt. Sehr gern möchte die Gruppe in Holland gastieren, denn sie findet, dass das Land der Blumen und Windmühlen musikalisch gesehen viel zu bieten hat. Walla Mauritz ist 23 Jahre alt und Vokalist der Gruppe. Ausserdem ist er auf der Gitarre, der Mundharmonika und dem Alt-Saxophon zuhause. Walla ist für die meisten Kompositionen der Novaks verantwortlich.

Peter Travnicek ist 25, spielt Bass und Gitarre. Hauptberuflich arbeitet er als amerikanischer Retoucheur – bester von Österreich übrigens! Paul Braunsteiner ist der Leadgitarrist. Das jedoch erst seit relativ kurzer Zeit, er stieg für Helge Thor ein, der die Novaks aus persönlichen Gründen verlassen hat. Erwin Novak ist 25 und spielt Schlagzeug. Er hat der Gruppe nicht nur seinen Namen gegeben, sondern er versorgt sie auch mit seinen Ideen. Zur Zeit ist er noch Student an der Hochschule für Musik in Wien.

Die vier Jungen aus Wien sind genau das, was man „Vollblutmusiker“ nennt. Hoffen wir, dass ihr „way of life“ in Zukunft von ein paar mehr Leuten akzeptiert wird. Und hoffen wir weiterhin, dass wir schon recht bald wieder etwas von Novak’s Kapelle hören werden. Auf ihre erste LP warten wir mit Spannung. Vielleicht wird sie sogar ein Volltreffer, das kann man ja schliesslich nie in Voraus wissen …