Ofra H. vs Eric B. – Haltet den Dieb!


Yememtische Gesänge über einem Tanz-Beat machten "Paid In Full" und das Gespann Eric B. & Rakim bekannt. Die Stimme holten sie via Sampling von der Sängerin Ofra Haza. Klauer und Opfer trafen sich jetzt -— vor Gericht.

Eigentlich ist es schon Normalität: Inzwischen hat jeder Besitzer eines Kinder-Casio bis zum Mega-Fairlight seine kleine Araberin im Wohnzimmer — gespeichert auf Diskette oder Festplatte. East meets West, Völkerverständigung und künstlerische Freiheit meinen die einen: für andere ist es schlichter Diebstahl, vor allem für die Beklauten wie die israelische Sängerin Ofra Haza, die den Sound-Langfinger Eric B. und sein Sampling Team „Coldcut“ verklagte. Die Rapper hatten per Sampler eine sekündige Gesangs-Sequenz von Hazas Lied „Im’Nin Alu“ durch den Fairlight-Computer gejagt und in ihren Hit „Paid In Full“ eingeblendet. Ofra Haza, sicher nicht ganz unglücklich darüber, daß ihre Stimme von Millionen Rap-Fans gehört wird, klagte vor einem britischen Gericht ihr Urheberrecht ein —- einer von etlichen Prozessen in Folge der erschwinglich gewordenen Sample-Keyboards.

Natürlich kommt es immer darauf an, wie man die Zitate nutzt. Bei MY LIFE IN THE BUSH OF GHOSTS z.B. setzen David Byrne und Brian Eno auch arabische Stimmen ein, allerdings als künstlerische Zeitreise in die Welt der globalen Telekommunikation: Ein Muezzin predigt mit einem US-Fernseh-Priester um die Wette. „Paid In Full“ ist ein anderer Fall: Eric B. ging es nur darum, seinem Groove einen witzigen Exoten-Thrill zu geben. Ende vom Lied —- sprich der ersten Instanz: Haza hat keinen Urheber-Anspruch, aber Eric B. muß Ofras nächste LP honorarfrei produzieren.