Peter Licht verheimlicht seine Identität. Seine Musik aber glücklicherweise nicht.


Über den Mann kursieren zurzeit die wundersamsten Mutmaßungen. Inder soll er sein. Möglicherweise aber auch Schweizer. Oder Wahl-Kölner. Wenn nicht gar von Beruf eigentlich Werbetexter. Momentan ist jedenfalls nur eins klar: Nichts Genaues weiß man nicht. Außer, dass der Künstler unter dem Namen Peter Licht firmiert und seit Wochen mit „Sonnendeck“, einem Pop-Song mit beschwingt-groovenden, geschmeidig-fließenden elektronischen Elementen die Republik erfreut.

Das ist einerseits schön, aber auch seltsam. Denn „Sonnendeck“ erschien bereits im Sommer 2000 auf dem Kleinstlabel „Betrug“, seinerzeit in einer Auflage von 1500 Stück auf eine Vinyl-EP gepresst und unter dem Titel „6 Lieder“ veröffentlicht – von einem gewissen Meinrad Jungblut. Mittlerweile, nach nur gut einem Jahr, hat eine ebenso große wie fixe Plattenfirma den Musiker, der jetzt als Peter Licht unterwegs ist, gesignt. Auf der neuen, erweiterten Version von „Lieder“ sind nunmehr elf Titel, auf dem fertigen Tonträger sollen es 14 oder 16 werden. Auf die Frage, warum er Face-to-Face-Gespräche ablehnt, sagt the artist formerly known as Meinrad Jungblut mit warmer Stimme: „Peter Licht kommt aus dem Äther, und er ist Pop.“ Aha. Den Einwand,dass er justament aus dem Telefon komme, lässt Peter Licht nur bedingt gelten:“Das ist ja auch eine übertragende Form von Äther.“

Das mag sein, erklärt aber immer noch nicht das Verwirrspiel um seine Identität. Die Aufklärung kommt in Sekundenschnelle aus dem Hörer.Jch finde Personen in diesem Zusammenhang unwichtig, Musik hört man, es geht also um Ohren und nicht um Augen. Für mich ist Musik eine Sache, die im privaten Rahmen entsteht, und wenn ich damit an die Öffentlichkeit gehe, soll die Musik auch alles sagen.“ Dass diese Sätze zwischen naseweiser Attitüde und altklugem Gebaren im Kontext von Pop, womöglich gar Popkultur, nicht gerade schlüssig sind, ficht Peter Licht nicht an: „Ich kann diesen Bruch nicht wirklich erklären, aber das macht nichts. Ich will auch gar nicht logisch sein…ich kann,also ich find einfach, dass…“ Peter Lichts Ausführungen versanden sehr gekonnt, wahrscheinlich war er – wenn schon nicht Inder, Schweizer oder Werbetexter – seinerzeit mal deutscher Meister im Produzieren von Ellipsen.

Jede neue Frage wird als potenzielle Flucht vor der nächsten Antwort genutzt, Peter Licht nimmt deren letzten Teil konsequent wieder auf und hat durch den Äther hörbar Spaß. Und diesen Spaß hat er derzeit häufig. Zum Beispiel dann, wenn er einen leicht vergammelten, blau bezogenen Bürostuhl in Fernsehstudios karren lässt. Dann nämlich halten die Moderatoren dem Sitzmöbel ein Mikro zwischen die Armlehnen, und Peter Licht, der neue Hoffnungsträger für kluge Popmusik mit elektronischen Momenten in Deutschland, antwortet derweil über Telefon. Direkt aus dem Äther sozusagen

www.peterlicht.com