Poppen bis zum Umfallen


Teenie-Popper: Sex sells... und plättet jede noch vorhandene Schamgrenze.

Am Ende wird’s eh heißen, man sei prüde. Man verstünde die Kids längst nicht mehr, weil man ein alter Sack geworden sei. Und dann wird womöglich noch der alte Ted Nugent zitiert, mit seinem Schlagwort aller Teenie-Revoluzzer: „Wenn du ein Problem mit der Lautstärke hast, dann bist du zu alt.“ Doch nicht Lautstärke ist mehr das Symbol einer auf Abgrenzung bedachten Teen-Generation, sondern Sex. Der Griff an Brust oder Genitalien (die eigenen selbstverständlich, schließlich reden wir über Sex, der- so will es die Marketing-Abteilung – auch in den Vormittagsprogrammen laufen können muss) ist das neue Symbol der Jugendkultur, und wer heutzutage seine Eltern schockieren will, der schaut am besten VIVA, MTV oder „Top Of The Pops“: Überall prangen feuchte Lippen, weite Ausschnitte, Stringtangas, werden alle zur Verfügung stehenden primären wie sekundären Geschlechtsorgane in die Kamera gehalten und eifrig befingert. Beim Teenie-Pop 2000 wird jede Brust und jeder knackige Männerpo zur Waffe im Kampf um Stückzahlenverkäufe und Rotationen im Video-TV. Klar, das ist nicht neu, die Verbindung von Teen-Pop und Sex existiert schon so lange wie es Hormone gibt. Doch zu Beginn des Jahrtausends hat sich die jugendliche Brünftigkeit in neue Dimensionen vorgegrapscht. Das Unschöne ist dabei, dass hier von einer Zielgruppe die Rede ist, deren Altersdurchschnitt zwischen elf und 14 liegt. Auf deren sexuelle Orientierungslosigkeit zielen die Plattenverkäufer und pulverisieren so jenen Zeitraum, der einst vom ersten Blick auf die BRAVO-Aufklärungseite über die angstvolle Knutsch-Premiere bis zum Austausch von Körperwärme verging. Was aber geschieht mit Kids, die in multimedialer Weise auf leichte Verfügbarkeit von Sex codiert werden? Deren Helden keine wichtigere Frage kennen als die nach der nächsten Shopping-Mall? Oder sind das alles doch nur Alte-Sack-Gedanken von einem, der nicht mehr checkt, was da so geht bei den Teenie-Poppern?