Raus aus dem Körper …


Auch sympathisch: Fragt man David Best und Steve Lewis, die Gründer von Fujiya & Miyagi, nach den Ambitionen, die sie umtrieben, als sie vor gut zehn Jahren begannen, gemeinsam Musik zu machen, ist die Antwort eine kurze: Ehrgeiz habe man keinen gehabt. Nicht, weil man sich nicht gewünscht habe, andere Menschen zu beglücken, sondern aufgrund mangelnden Selbstbewusstseins: „Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, dass unsere Musik irgendjemandem gefallen könnte“, sagt Best.

Mittlerweile hat sich die inzwischen vierköpfige Band an den Erfolg gewöhnt, das vierte Album Ventriloquizzing erscheint und die Briten haben sich etwas neues ausgedacht, sie werden entmenschlicht. Zumindest teilweise. In ihren Videos lassen sie nicht mehr sich selbst, sondern vier eigens angefertigte Puppen antreten. Kleinkindgroße Gesellen, die, Best räumt es ein, auf manchen Betrachter etwas creepy wirken könnten, aber durchaus ihre Funktion haben – und das auf mehreren Ebenen: Einmal gebe man als Band einen guten Teil der Kontrolle ab. „Wir können zum Beispiel nicht beeinflussen, was die Medien über uns schreiben“, erklärt er. Und: „Die Puppen schaffen so eine Art Grenze zwischen uns und unseren Hörern.“ Zu guter Letzt würden die Figuren aus den Individuen, die Fujiya & Miyagi bilden, wenigstens in ihrer Abbildung ein Kollektiv schaffen, das ohne Diskussionen auskommt.

Haben andere zwar auch schon gemacht, etwa Kraftwerk oder die Gorillaz, aber es passt zur düsteren Platte. Die entstand unter der Aufsicht von Thom Monahan in Kalifornien und ist im Vergleich zum Vorgänger Lightbulbs ein ganzes Stück düsterer, aber auch organischer geraten. Fujiya & Miyagi verließen, wie sie selbst sagen, ihre Comfort Zone. „Das war Thoms Einfluss“, glaubt Lewis. Während sie ihre Klangforschungen meistens auf der technischen Seite ansiedeln, suchte Monahan, der zuletzt mit Devendra Banhart und Au Revoir Simone arbeitete, nach unkonventionellen Wegen. „Bei ‚Yoyo‘ hörst Du zum Beispiel ein von ihm gebautes Instrument: ein Korken, der in einer Plastikbox an einer Schnur hing. Die Box schüttelte er dann – und das klang total gut!“

Bleibt die Frage nach der Zukunft der Puppen aus dem Video. Derzeit stehen sie in einem Abstellraum im Haus von Matt, dem Bassisten der Band. Kommen sie mit auf Tour? David Best lacht. „Es wäre schön. Und ich kann mir gut vorstellen, wie sie im Flieger auf unserem Schößen sitzen. Aber ich denke, das wäre zu viel des Guten. Sie werden aber als Videoprojektion zu sehen sein.“