Rockpalast- Festival – Loreley


Rockpalastfestivals haben ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten. Sie haben (meistens) einen Metzger (wo war der diesmal denn?) als Moderator und bieten musikalische Aufschnittware an: Von jedem ein bißchen. Und nach dem Eintopf von Darmstadt (Stuttgart/Nürnberg) mit ein paar einsamen Bröckchen Speck erreichten die WDR-Macher mit den vier Bands Nine Below Zero, 38 Special, Outlaws und Thin Lizzy einen Höchstgrad an Sättigung mit ihrer englisch/amerikanischen Hausmannskost.

Nine Below Zero machten den Anfang. Man hat sie dieses Jahr schon besser gehört. In den Clubs. Seine Virtuosität auf der Gitarre ersetzte Dennis Greaves diesmal mehr durch eine beinah artistische Show mit Hochsprung-Elementen. Erstmals mit dem neuen Bassisten Brian Bethael zeigten die wenigen neuen Kompositionen noch keine grundlegende Richtungsänderung für das bald zu erwartende neue NBZ-Album. Der R&B bleibt die Basis. Trotz aller soundtechnischen Probleme eine gute Generalprobe für das Reading-Festival.

Daß es den Southern Rock als einheitliche Stilrichtung anno ’81 nicht mehr gibt, dokumentierten 38 Special und die Outlaws. Das Erbe der Allmans klingt nur noch selten durch. Die Florida Boys spielen Rock’n’Rollorientiert, mal mit lockerer Leichtigkeit und unüberhörbarem Swing im Sound (38 Special), mal mit massivderben Riffs relativ heavy (Outlaws). Höhepunkt der Outlaws-Show: „Ghost Riders In The Sky“ mit einem Rest frühen Outlaw’sehen Countryfeelings.

Thin Lizzy – wie gehabt – mit melodischem Hard Rock und der neuen Single „Trouble Boys/Memory Pain“ im Gepäck – gelang die ideale Vorpromotion für das neue Album, das im Spätherbst erscheinen wird. Phil Lynott und seine Jungs waren in einer regelrechten Spiellaune. Drei überlange Zugaben nach einem Programm mit wenig Leerlauf: Das Publikum war auf seine Kosten gekommen.

PS.: Weit weniger intellektuell als befürchtet verlief der zweite Tag der Rockpalast-Aufzeichnungen auf der Loreley. John McLaughlin, Al DiMeola und Paco de Lucia lockerten ihre Fingerübungen mit allerlei Gimmicks auf: Es durfte gestaunt und gelacht (!) werden. Tief verwurzelt in seine Kultur, die Verkörperung des stolzen Spaniers, hat Paco de Lucia seinen Mitmusikanten allerdings eines voraus: 2OO%ige emotionale Glaubhaftigkeit bei jedem Ton.