Starsailor


Sie könnten mehr, als sie möchten: Die ewigen Zweitligisten des britischen Emotionsrock bleiben vage.

Nein, so richtig gezündet haben sie hierzulande irgendwie noch nicht, die Sternensegler. Sonst wäre das Berliner Konzert wohl kaum kurzfristig verlegt worden, vom weitläufigen Parkhaus Columbiahalle in die knuddelige Garage Maria. Und selbst hier herrschte noch alles andere als drangvolle Enge. Die braucht es ja auch nicht, wenn eine so entschieden unglamouröse Band wie Starsailor aufspielt. Auf James Walsh, den Frontmann mit der rauen Stimme, fokussierte sich an diesem Abend alles, nicht nur, wenn er mal wieder mutterseelenallein mit seiner Klampfe im Scheinwerferlicht hockte, „Fever“ spielte, „Coming Down“ oder „Shark Food“. Vom euphorischen Schwung, der Starsailor nach dem Willen der britischen Musikpresse zu den nächsten Travis, wenn nicht gar zu den nächsten Coldplay machen soll, war allerdings wenig zu spüren. Nur wenn sie sich mal in den Groove wagten, zwischendurch druckvoller aufspielten, blitzte für ein paar Takte auf. wofür man diese Band mögen muss. Der Geniestreich „Bring My Love“ oder auch jene raren stillen Momente, da die Musik die Intimität eines Jeff Buckley erreicht und an Neil Youngs „Tonighfs The Night“ erinnert. Eine Handvoll flüchtiger Augenblicke jedoch reicht nicht aus. dieses lästige Gefühl von Mitleid abzuschütteln – weil die da oben auf der Bühne deutlich mehr können, als sie möchten. Weil sie den Vorwurf der Mittelmänigkeit mit ihrer betonten Normalität fast zu provozieren scheinen. Andererseits ist es genau das, was Starsailor vom Gros der Kokurrenz unterscheidet: Ein mildes Understatement, das es braucht, um die Texte ernst zu nehmen und in dessen Kerzenlicht die melancholischen Melodien besonders schillernd leuchten. Als indes am Ende noch einmal kräftig Gas gegeben wird, entfaltet der Lärm seine versöhnliche Wirkung: Es wird getanzt, aus voller Kehle mitgesungen, es werden Fäuste gereckt. Ein wechselvoller Abend, letztendlich. Aus Starsailor könnten Große werden. Nächstes Mal.