Stefan Remmler


Das „Feuerwerk“ wollte nicht so recht zünden. Stefans Solo-Single, von seiner Plattenfirma schon als automatischer Hit einkalkuliert, erwies sich zwar nicht als kümmerlicher Knallfrosch – der erwartete Donnerschlag aber war/ist sie beileibe auch nicht.

Um das Schif halbwegs flottzubekommen, begab sich Trios Sänger auf die sogenannte „Sender-Reise“: Er wollte das Lied von den zwei Außerirdischen, die den Atomkrieg auf Erden als ausgelassenes Feuerwerk mißverstehen, den Radio-DJs und „Medienpartnern“ in persona näherbringen. 40 Interviews in zehn Tagen.

„Diese Erfahrung hat mir doch sehr zu denken gegeben“, runzelt Stefan die Stirn. „Die Reaktionen waren weit zwiespältiger als erwartet. Für mich war diese Textidee, dieser Trick, ein ernstes Thema aus einer distanzierten Perspektive zu behandeln, ein Glücksfall. Viele Radio-Leute hingegen fanden das überhaupt nicht witzig: das war ihnen einfach zu zynisch. ‚So ein Thema‘, sagten sie, ‚könne man wohl doch nicht ohne den Zeigefinger behandeln.“

Nun ist der Vorwurf, nur unverbindlich „herumzublödeln“ und keine „Farbe zu bekennen“, im Falle Trio nicht neu. Ein Vorwurf allerdings, der bei Stefan nicht auf offene Ohren stößt. „Es bringt doch wirklich nichts, sich zu Hause im Kämmerlein etwas über kranke Bäume auszudenken, was dann, wenn’s im Radio zwischen ‚Footloose‘ und ‚Laß mich dein Pirat sein‘ gespielt wird, nur noch reinen Unterhaltungswert hat! Eine Nummer, die aus dem Innersten deines Herzens kommt, kann das doch gar nicht mehr sein, wenn du sie siebenmal im Fernsehen gespielt hast, mit Proben. Playback und dem ganzen Pipapo.

Den Industrie- und Medien-Prozeß kann man doch nicht einfach leugnen! Rock n‘ Roll ist inzwischen genauso ein Geschäft wie Schlager. Sobald das Produkt zur Vermarktung ansteht, wird es völlig gleich behandelt. Und wer diesen Prozeß leugnet, ist entweder blauäugig oder ein Lügner.“

Er holt tief Luft: „Nimm doch beispielsweise ein Stück wie BAPs ‚Kristallnaach‘. Wenn ich sehe, wie die Kids bei diesem Stück mitklatschen und abfahren, dann frage ich mich ehrlich, ob das nicht die gleiche Gefühlssituation ist, die eine Kristallnacht überhaupt erst möglich gemacht hat…“

Die Erfahrung, daß sich seine Perspektive mit der „öffentlichrechtlichen“ Mentalität nicht so recht überschneidet, will er erst einmal in Ruhe verdauen. Am Starnberger See hat er es sich nach dem Exitus aus dem Großenknetener Männerheim gemütlich gemacht: dort sollen auch die nächsten Trio-Taten aufs Papier gebracht werden. Vor Frühjahr ’85 aber werden weder die nächste LP noch der geplante Trio-Film zu erwarten sein. „Wir leisten es uns einfach, jetzt nichts rausbringen zu müssen. Wir wollen die Sachen etwas sacken lassen. „