The Fixx


Eine Glamour-Truppe waren die Engländer ja trotz Millionenverkäufen in den USA nie, aber das Quintett hat auch bei uns eine solide Fan-Gefolgschaft, die selbst nach ein paar weniger erfolgreichen Alben ihren Jungs die Treue hält: Eine ausverkaufte Markthalle und Bombenstimmung von Anfang an sprachen da Bände. Fast schon kokett der heilige Ernst von Sänger Cy Curnin, der stets noch dieselbe Mützenfrisur trägt und mit beschwörenden Gesten seine Gemeinde auf den rechten Fixx-Pfad zu führen trachtet. Gesundes Selbstbewußtsein konnten die Fünf in der Tat haben, denn ihr jüngstes Album CALM ANIMALS zeigt erstmals wieder frische Ansätze in der festgefahrenen Band-Maschinerie. Gleich der Opener „I’m Life“ aus dem neuen Werk bestach mit sattem, schweren Sound, der jedoch immer noch in jeder Phase und Phrasierung die Fixxtypischen Zutaten durchschmecken läßt. Jamie West-Oram, der immer mehr wie Jeff Beck aussieht, spielt wirklich eigenständig Gitarre- und von wem kann man das schon guten Gewissens behaupten? Seine flächigen, metallischen Klang-Wälle, aus denen ständig Noten-Perlen hervorpurzeln, trägt er mit einer Disziplin vor, die ständig den Blick auf den Spannungsbogen bewahrt. Selbst Lautstärke und dynamische Abstufungen setzt er so kontrolliert ein, daß kaum Brüche zwischen Soli und Versen entstehen. In dieser Spielweise ergänzt er sich meist gut mit den leider etwas jauligen und nicht immer so souveränen Keyboard-Kaskaden von Rupert Greenall. Da The Fixx sowieso wenig Uptempo-Rocker im Repertoire haben, gleiten sie manchmal ein wenig in spannungsfreie Zonen ab, wenn die Keyboards und die Gitarre sich allzusehr verplaudern. Was gottlob selten genug vorkam, denn Cy Curnins Sänger-Persönlichkeit ist in den letzten Jahren eindeutig gewachsen (wie seine Haare): machtvoll, nie mit verquaster Blues-Shouter-Attitüde, sondern immer schön weiß/rockig und dominant. Das perfekte Pendant zu Drummer Adam Woods, der zwar keinen Virtuosen-Preis gewinnt, dessen Podest aber ständig bedrohlich wackelte. Und gerade bei Balladen kann Cy Curnin in die Vollen greifen: „Precious Stone“ vom neuen Album, sicher einer der schönsten Fixx-Songs, wird durch ihn zu einem echten Live-Kabinettstück. Natürlich spulen sie auch reichlich klassisches Repertoire vom REACH THE BEACH-Album ab: Die Fans toben, doch mit dem Herzen scheint die Band fast völlig bei den neuen Songs zu sein. Aber immer sind The Fixx ein Fest an Selbstdisziplin: Nahezu jeder Titel hat die gleiche Länge, keine Exzesse, kaum Durchhänger. Gespenstisch. Aber verläßlich. Und wieder auf dem aufsteigenden Ast, wie die neuen Songs besonders live bewiesen.