The Long Blondes, Köln, Luxor


So kurz dabei und schon so ideenlos: The Long Blondes sind live in etwa so aufregend wie eine Dose Ravioli - vor dem Öffnen.

Das Musikbusiness, so liest man allenthalben, ist ein schnelllebiges Geschäft. Könnte was dran sein. Füllten The Long Blondes vor rund zwei Jahren mittelgroße Clubs noch ganz prächtig, so war die Publikumssituation diesmal doch recht übersichtlich. Was nicht nur möglicherweise, sondern ganz sicher daran liegt, dass sich die Band aus Sheffield mit Album Nummer eins ganz vorzüglich selbst inszenierte. Sängerin Kate Jackson trug auf Reklamefotos enge Kostümchen und kurze Röcke, gerne hüllte sie sich auch in Pünktchenblusen. Die Musik des Debüts someone to drive you home -tanzbarer Art-Pop, die x-te New-Wave-Verwurstung, ein bisschen Glam, ein bisschen Glitzerglitzer- war eher die Zugabe zum textilen Retro-Chic. Überspitzt könnte man sagen: Sie störte nicht weiter. Vom Sound der neuen CD kann man das nicht behaupten: couples ist so ein bisschen der Franjo Pooth unterden Zweitalben: leicht angeberisch und zugleich ein Offenbarungseid der eigenen Ideenlosigkeit (I beg to differ; Einwurf d. Red.).

The Long Blondes sind noch nicht lange dabei und doch schon so leer: Zu hören gibt’s käsigen 70s-Disco-Sound, schmierige Keyboards und Electro-Pop, den man anderswo aktuell origineller, weil nicht so auswendig gelernt, serviert bekommt. Immerhin: Live haben The Long Blondes auf jeden Fall dran gezogen, die instrumentalen Fähigkeiten sind mittlerweile passabel und haben nicht mehr den Makel einer öffentlichen Übungsstunde. Und Kate Jackson? Ist längst gewandet wie 20.30,40 andere Sängerinnen von Bands, die sich im Indie-Land zu Hause fühlen. Sie trägt irgendwas Gestreiftes, und der Tod der Pünktchenbluse wäre nun auch wirklich nicht weiter der Rede wert-wenn da nicht ihr Bühnengebaren wäre. Ganz gleich, ob bei neuen Liedern wie „Century“ und „Round The Hairpin“ oder bei den Hits des Debüts wie „Weekend Without Make-up“ und „Once And Never Again“: Kate Jackson hat in etwa die Präsenz, die auch ein Stück gefrorenes Holz ausstrahlt, wenn man es aus Versehen auf der Bühne ablegt. Und die ganze Band ist in etwa so aufregend wie eine Dose Ravioli -vor dem Öffnen. Wir wünschen allen Fake-Blondinen gute Besserung. Und Kate Jackson allzeit ein paar perfekt gebügelte Pünktchenblusen im Schrank.

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