The Ting Tings


Die Ting Tings bestäuben das Indie-Feld mit einer satten Handvoll Groove und siehe da, aus der Mitte entspringt ein Fluss – wenn sich da mal keine neue Welle, resp. Wave anbahnt…

War es in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts noch undenkbar, eine ernsthafte Bandkarriere ohne „The“ im Titel anzustreben, scheint heute ein möglichst bescheuerter Name für Aufmerksamkeit zu garantieren. Und die Rechnung geht natürlich auf! Inmitten eines an Clap Your Hands Say Yeahs, Someone Still Loves You Boris Yeltsins und Does It Offend You, Yeah?s hedonistisch übersättigten Marktes stellen wir nun auch noch stolz die Ting Tings aus Manchester vor.Weil, erstens: alleine schon der Verzicht auf deren alten Namen („Dear Eskimo“ – also bitte, man müsste doch, wenn überhaupt, „Dear Inuit“ sagen, oder würde Ihnen bei „Dear Nigger“ nicht auch die Kotze hochkommen?) pädagogisches Lob verdient und weil, zweitens: es offenbar nur zwei Menschen braucht – im konkreten Fall Jules und Katie – um eine ganze Armada an breit gestreuten Trendsettern wie M.I.A., Gwen Stefani und CSS auf einen gemeinsamen Nenner herunterzubrechen. Dieser heißt schlicht und ergreifend Groove und den haben die Ting Tings derart kapiert, dass sie bald wohl nicht mehr nur auf Newcomerbühnen Nachhilfeunterricht in Sachen minimalem Instrumenteninput mit maximalem Tanzergebnis geben müssen.Und das ist mitnichten einfach so dahin gefloskelt: Im Sommer absolvierten sie ihren erst vierten Gig bereits auf dem Mammutbaum im europäischen Festivaldschungel, Glastonbury, und knallten dem sich stets potenzierenden Publikum mit ihrem Indie-Funk-Hit „That’s Not My Name“ ein völlig neues Genre vor den Latz. Momentan spielen die beiden auf exzessiver Konzertreise sich und England um den Verstand und die Erinnerung an ihren aktuellen MySpace-Status als „unsigned“ sollte einem bald nur noch ein ungläubiges Schmunzeln entlocken.

www.myspace.com/thetingtings

Stephan Rehm – 30.11.2007