TurnTableRocker: Pioniere unter sich


Abwechslung muss bekanntlich sein: Hausmarke und Thomilla wagen den Seitensprung- und profilieren sich dabei als dynamisches DJ-Duo.

Überschreiten Männer die magische Grenze von dreißig Lenzen, suchen sie gerne mal nach neuen Aufgaben. Wird Zeit für etwas Abwechslung, denken sie sich. Wieso soll das bei deutschen HipHop-Stars anders sein? Darum versuchen sich die Herren Hausmarke und Thomilla nach zehn Jahren Fantastischen Vier bzw. vier Jahren Produktionstätigkeit für die Creme de la Creme des Deutschrap als Dancefloor-Knaller. Sie sind die TurnTableRocker – DJs im besten Sinne, die zwischen Regensburg und Tokio die Clubs aufmischen, mit vier Plattentellern und allen tanzbaren Musikelementen des 20. Jahrhunderts. „A Little Funk“, die erste Single der neuen deutschen Fat Boy Slims, ist seit November im Handel, am 26. März folgt der Longplayer namens „Classic“.

„Wir hatten gar kalnan Plan, wie die Platte klingen soll“, übt sich DJ Thomilla im Interview in schwäbischer Nonchalance. „Als wir mit den Aufnahmen begannen, haben wir erst mal eine Menge Platten,Geräusche und Soundsamples zusammengetragen. Der Knackpunkt kam Mitte des letzten Jahres, als wir in einem gigantischen Studio in Köln waren, zusammen mit einem Pianisten, Gitarristen, Percussionisten, einem Bassisten und einem Sänger.“ Eine Woche lang haben die zwei produktiven Köpfe mit den Gastmusikern rumgejammt, dabei entstanden „unsere eigenen Samples“. Diese verschiffte man in die Stuttgarter „Benztown“-Studios. Dort wurde arrangiert und gebastelt, mit dem einzigen erklärten Ziel, diesmal ganz bestimmt keine Rap-Platte zu produzieren.

Hausmarke und Thomilla haben in ihren jeweiligen Genres Pionierarbeit geleistet: Hausmarke alias Michi Beck schrieb mit den Fantastischen Vier Musikgeschichte, als seine Band den Getto-Rap der Amis auf deutsche Befindlichkeit zuschneiderte und salonfähig machte. Der optisch wie ein braver Referendar anmutende Thomilla machte sich durch die Produktion von Hausmarkes Soloalbum „Weltweit“ einen Namen und hat seit 1997 zahlreichen Newcomern chartstaugliche Beats unter die Raps gelegt (u.a. seinem Stuttgarter HomieAfrob).Und:Thomilla war der erste DJ, der in deutschen Landen das „Produzentenalbum“ eingeführt hat. Das, was in den USA Legenden wie Pete Rock und DJ Muggs (Cypress Hill) in Perfektion vorgemacht haben, wurde nach Thomillas „Genuine Draft auch von bundesdeutschen Kollegen wie Friction, Roey Marquis und Plattenpapzt kopiert. Dennoch ist Thomilla vor Attacken aus der gestrengen HipHop-Szene nicht sicher. Immer wieder wird der Stuttgarter bezichtigt, in puneto „Realness“ unglaubwürdig zu sein. Viel wurde bereits über den Angriff des Bremerhavener Meisterscratchers DJ Stylewarz geschrieben, der Thomilla unterstellte, „DJ-mäßig keine Skills zu haben“. Dem selbstbewussten Michi Beck ist das allerdings zu lau. Unlängst zeigte er sich verwundert, warum sich die Jungspunde des Deutsch-Rap nicht trauen, die Fantas zu dissen:“Und sei es auch nur aus Respekt vor dem Alter!“ Aber es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Junioren ins Battle-Field ziehen.

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