Vierzig Henkersmahlzeiten zum Nachkochen: Dead Men Cooking


In den USA soll am 24. Juli an einem Verurteilten mit geistiger Behinderung die Todesstrafe vollstreckt werden. Ein gemeinnütziger Verein, der sich für die Abschaffung der Todesstrafe einsetzt, gab ein Kochbuch mit Henkersmahlzeiten heraus – das vor allem zum Nachdenken anregt.

Sechs Tage mehr Leben erhält Warren Hill, nachdem seine Hinrichtung, geplant für den 18. Juli 2012, um eine knappe Woche verschoben wurde. Wenn Hill nicht doch noch eine Begnadigung erhält, wird der amerikanische Bundesstaat Georgia am 24. Juli den 52-jährigen mit einer Giftspritze exekutieren. Die Hinrichtung hatte sich verschoben, weil das Hinrichtungsmittel – drei verschiedene injizierte Chemikalien – noch nicht bereit stünden. Das teilte die Gefängnisbehörde mit.

Hill tötete zwei Menschen, sitzt seit 21 Jahren in der Todeszelle, hat einen Intelligenzquotienten von knapp 70 und gilt damit geistig behindert. Obwohl der Oberste Gerichtshof der USA die Hinrichtung geistig Behinderter 2002 verbot, überließ das Gericht den Bundesstaaten, zu definieren ab wann eine solche Behinderung gilt. Laut Verfassung muss die Behinderung „zweifelsfrei“, also nach den Urteil mehrerer Gutachter, bewiesen sein. Es wird sich daher immer ein Gutachter finden lassen, der die Behinderung nicht diagnostiziert. Das ermöglicht in Georgia auch für geistig Behinderte die Todesstrafe.

Der gemeinnützige Verein Alive e.V. setzt sich für die weltweite Abschaffung der Todesstrafe ein. Gemeinsam mit der Agentur Jung von Matt entwickelte der Verein eine Kampagne, mit der man auch Leute zu erreichen hofft, denen das Thema Todesstrafe vielleicht egal ist. Die Kampagne verbindet daher ein Hobby – das Kochen – mit dem politischen Anliegen des Vereins.

Zum Tode verurteilte Amerikaner wurden nach ihrer Henkersmahlzeit und nach dem zugehörigen Rezept befragt. So entstand „Dead Men Cooking“ – ein Kochbuch, das in deutscher und englischer Sprache in vielen Buchhandlungen zu bekommen ist, und das an politische Entscheidungsträger weltweit versandt wurde. Der Umschlag ist aus amerikanischer Gefängniskleidung gemacht. Der Bücher-Riemen ist derselbe, der auch genutzt wird um die Todeskandidaten am Stuhl zu fixieren. Die erste Auflage war innerhalb weniger Wochen ausverkauft.

Im Inneren von „Dead Man Cooking“ findet man 40 Rezepte für Schinken-Käse-Sandwiches, vegetarische Pizza und Süßkartoffelpastete.

Gerichte, die für die Todeszellen-Insassen hoffentlich niemals gekocht werden.