Von Cowboys und Fernweh


Die bundesdeutsche Schlagerparade ist 1963 eine fast rein nationale Angelegenheit. Mit großem Abstand führt ein gewisser Helmut Manfred Nidl-Petz die Beliebtheitsskala im Lande an man kennt ihn als Freddy, und seine Erfolgssongs „Junge, komm bald wieder“, „Unter fremden Sternen“ oder „Die Gitarre und das Meer“ handeln von Fernweh und Sehnsucht. Seine Glaubwürdigkeit bezieht der Hamburger nicht zuletzt aus seiner weidlich publizierten Kindheit, in der er sich unter anderem als Schiffsjunge durchschlug. Ihren großen Durchbruch schafft die gerade 17-jährige Dänin Gitte mit „Ich will ’nen Cowboy als Mann“. Die Presse erklärt die Blondine und den Münchener Troubadour Rex Gildo umgehend zum Schauspialitar Ost und Schlagerstar Westi Angelica Domrose (links) und Dänen-Import Gifte Haennlng Traumpaar. Weitere Stützen des BRD-Schlagers: Peggy March, Rita Pavone, Gus Backus und Manuela. Auf der anderen Seite des damals noch Eisernen Vorhangs leidet das Unterhaltungsgeschäft (das dort eigentlich keines ist) unter einem empfindlichen Mangel an Stars. So gibt es nur wenige charismatische Schauspieler, eine Ausnahme ist Angelica Domröse, die „sozialistische Bardot“. Trotz strenger Quotenregelung im Radio wird die DDR-Musikszene vom Publikum weitgehend ignoriert – lieber lauscht man heimlich West-Hits als dem hausbackenen Liedgut aus der eigenen Produktion.