Yellow Magic Orchestra – Los Angeles, Hollywood Palladium


Vor gut einem Jahr traten YMO im Vorprogramm der Tubes auf. Damals präsentierten sie ein feines, tickendes Durcheinander von Skalen, Drähten und herrlich unergründlichen Kuckucksuhren-Disco. Wenige Tage später traten sie als Headliner im kippen Madame Wongs auf und zwar mit elektronischen Ping-Pong-Maschinen, die mit der Musik gleichgeschaltet waren. Das bunt zusammengewürfelte Publikum hüpfte und tanzte zu diesem irren mechanischen Beat, der den Eindruck vermittelte, als ob Klaus Schulze und Chic irgendwo vergnügt einen draufmachen.

Aber seitdem ist eine Menge Sake die Brücken hinuntergeflossen. Das Yellow Magic Orchestra wurde zu einem musikalischem Equivalent des Datsun – alles für alle, Musik, die niemandem wehtut. So geriet jetzt ihre Show im Palladium anonym, monoton und – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da die Band hier in den Staaten einen ziemlichen Durchbruch erlebt – ziemlich langweilig, ruhig und ernsthaft. Man hatte den Eindruck, daß die Band geradezu davon besessen war, unbedingt ernstgenommen zu werden, anstatt als irgendein Stück Plastik ‚made in Japan‘ betrachtet zu werden.

Es gab im Gegensatz zu früheren Auftritten keine Videos. Dafür aber eine gigantische Rückwand im Schachbrettmuster, deren schwarze und weiße Felder perfekt mit dem technologischen Beat synchronisiert abwechselnd aufflackerten. Musikalisch gab sich YMO nicht langer mit simplen Ping-Pong-Gerauschen zufrieden. Der Sound war zur Geräuschkulissse von Weltrauminvasionsspielen, Schießständen, Feuerwerken und Türklingeln der Space-Ära angewachsen; er baute einen kompletten Unterhaltungskomplex für die Rober von morgen, von den Pink Floyd Androiden bis hin zu den Retorten Abbas – abgerundet mit undefinierbar gegurgelten „Yabba dabba doo“-Gesängen, die zwar keinen Sinn ergaben, trotzdem aber ganz gut klangen. Die interessanten Roboter-Stimmen kamen von einem der drei Musiker, die das YMO-Trio eigens für die Tournee angeheuert hatte. Die physischen Aktivitäten gingen von der Frau aus, die schon bei der Tour davor mitgewirkt hatte. Ihre gelegentlichen Tanzeinlagen ermutigten uns immerhin zu höflichem Mitklatschen. Meistens jedoch kamen von der Bühne gemäßigte Technofunk-Rhythmen mit SciFi-Soundeffekten, industriellem Gefiepe und Sirenen. Eine gut geölte, monotone Maschine.