„Der jüdische Patient“: Auszug aus dem neuen Roman von Oliver Polak


Depressionen gehen auch an einem Comedian nicht vorbei: In seinem neuen Buch "Der jüdische Patient" schreibt der erfolgreiche Stand-up-Comedian Oliver Polak über die tückische Krankheit.

Oliver Polak ist nicht immer zum Lachen zumute. Deutschlands erfolgreichstem jüdischen Stand-up-Comedian gelang 2008 mit „Ich darf das, ich bin Jude“ ein fulminantes Debüt. Jetzt meldet er sich mit seinem zweiten Roman „Der jüdische Patient“ zurück.

Ob der Titel eine Anspielung auf den Roman „Der englische Patient“ (übrigens ein weltweiter Bestseller) von Michael Ondaatje ist, sei mal dahin gestellt. Im Gegensatz zum sonstigen Auftreten Polaks ist das Buch jedoch nicht nur pures Lachmuskeltraining: Schonungslos ehrlich und unverblümt setzt er sich mit dem Tabuthema Depressionen auseinander. Anfang des Jahres begab er sich in eine Psychiatrische Einrichtung, um seinen Depressionen behandeln zu lassen. Diese Erfahrung hat er nun literarisch verarbeitet.

Wir zeigen euch exklusiv die Seite 17 aus dem neuen Buch, das am 2. Oktober erscheint. Morgen findet ihr die nächste Seite bei FluxFM.

Bella führt mich in mein Zimmer, ein Zweibettzimmer, das erst einmal nur von mir belegt wird. Ich blicke in einen sterilen Raum mit zwei Betten, zwei Nachttischchen, zwei Stühlen und einem Tisch. Minimal. Kalt. Leer. Weiß. Ich mag das Bett auf der rechten Seite, obwohl es mit dem anderen identisch ist, aber es steht näher am Badezimmer.

»Kommen Sie erst mal in Ruhe an«, sagt Bella freundlich, »Dr. Grünzweig, unser Stationsarzt, schaut dann später für ein persönliches Gespräch vorbei. Falls Sie Hunger haben – im Vorraum der Station steht ein Buffetwagen.«

Mit diesen Worten verlässt sie das Zimmer, die Tür fällt ins Schloss und ich schaue aus dem Fenster auf die Stadt, den Funkturm, das Waldorf Astoria. Es ist still, sehr still, so still war es lange nicht mehr. Ich fühle mich sicher für den Moment und eine Last fällt von mir. Ich packe meine Tasche aus, hänge den Bademantel ins Bad, lege meine Sweatshirts und Hosen in den Schrank und lehne das Foto von Sunny an eine grüne Pringles-Dose auf meinem Nachttisch.

Ich habe keinen Appetit, da ich in den letzten Tagen nach dem Essen immer alles direkt wieder auskotzen musste. Also lege ich mich mit meinen Klamotten aufs Bett und starre an die Decke. Ich fühle mich wie eine Kreuzung aus Panda, Orang-Utan in Gefangenschaft, Kroko, Basset und Zirkuselefant. Und sehr zu schwer. Ich habe mich noch nie so unwohl gefühlt in meinem Körper. Mein Körper ist mittlerweile größer als ein Körper.

»Der jüdische Patient«-Lesereise 2014

28.10.2014 Dresden, Jüdische Kulturtage
30.10.2014 Oldenburg, Kulturzentrum PFL
02.11.2014 Gütersloh, Weberei
03.11.2014 Frankfurt, Brotfabrik
04.11.2014 Köln, Gebäude 9
05.11.2014 Osnabrück, Haus der Jugend
06.11.2014 Münster, Pension Schmidt
07.11.2014 Lingen, Alter Schlachthof
08.11.2014 Weissenhäuser Strand, Rolling Stone Weekender
10.11.2014 Wiesbaden, Walhalla
11.11.2014 Reutlingen, franz.K
12.11.2014 Nürnberg, Stereo
14.11.2014 Fulda, Kulturkeller
15.11.2014 Hamburg, Uebel & Gefährlich
16.11.2014 Berlin, Volksbühne
19.11.2014 München, Volkstheater
20.11.2014 München, Volkstheater
21.11.2014 Jena, Kassablanka
23.11.2014 Leipzig, Neues Schauspiel
24.11.2014 Magdeburg, Moritzhof
25.11.2014 Rostock, Mau
02.12.2014 Innsbruck, Treibhaus
03.12.2014 Feldkirch, Theater am Saumarkt
04.12.2014 Wien, Rabenhoftheater
05.12.2014 Klagenfurt, Jazzkeller Kamot
06.12.2014 Graz, Orpheum