20 Schätze, die keiner kennt


ARAB STRAP Philophobia (Chemical Underground/EFA)

Die Schotten Malcolm Middleton und Aidan Moffat setzen auf die trockene Statik eines Drumcomputers, spärfith durchperlt von akustischen Gitarren, Piano und Geige. Schwerblütige Lyrik und geisterhafte Atmosphäre machten das Album zu einem romantischen, paranoiden Meisterwerk.

BADMARSH & SHIRI Dancing Drums (Tommy Boy/EastWest)

Sie legten 1998 das erste 100 prozentige Tabla V Bass-Album der Geschichte vor Badmarsh & Shri – der eine yemenitischer DJ, der andere indischer Tabla-Spieler. Possierliche Ethno-Tümelei gab’s hier nicht. Aber „Dancing Drums“, denn der Album-Titel hielt, was er versprach.

BLOWPIPE Pendulum (Robot/NTT/Indigo)

Das aufregendste Album an der Schnittstelle von Dope-, Break-Beat und jazzy Ustening. Obendrein zeigten Blowpipe mit „Pendulum“ all jenen, die da mutmaßten, daß der Rock ja vielleicht noch zu retten sei, daß man auch elektronische Musik mit „echten“ Instrumenten anreichern kann.

BOARDS OF CANADA Music Has The Right To Children (Warp/Rough Trade)

Die Schotten Michael Sanderson und Marcus Eoin entfalteten ein wahres Pandämonium an synthetischen Klängen, die gerade durch die Reduktion der Mittel ihre harmonische Wucht bezog: Ein großer schöpferischer Akt – aber schließlich hat Musik ja ein Recht auf Kinder.

CALEXICO The Black Light (City Slang/EFA)

Joey Bums und John Convertino, die Rhythmusgruppe der Wüstenrocker™ Giant Sand, ließen als Calexico die Elektrische singen, zupften auf Mandoline und Kontrabaß, und dabei tanzten Akkordeon und Marimba in selbstverlorener Melancholie. Relaxt und vibrierend.

DOM + ROLAND Industry (Moving Shadow/EFA)

Wenn es einen Preis für Härte im —Drum ’n‘ Bass gäbe, hätten ihn Dom und sein digitaler Freund Roland für das Jahr 1998 verdient. Ihr Debütalbum blies uns die Ohren frei und gab uns den Glauben an die ganz ganz düsteren Sounds zurück. Ein Breakbeat-Gewitter im digitalen Dschungel.

GASTR DEL SOL Camofleur (Domino/Rough Trade)

Während sich die Szene an diversen Postrock-Projekten erging, drehte Chicagos Jim O’Rourke mit Spezi David Grubbs den Spieß um und versuchte sich an erstaunlich harmonischen Songs, die ebenso an Piano-Balladen von Brian Wilson erinnerten wie an ausgelassene Zigeuner-Musik.

M. HARRIS/N. HARVEY Shortcut To Connect (Sub Rosa/EFA)

Die beste Breakbeat Platte des Jahres. Mit „Shortcut To Connect“ stießen Mick Harris (ex-Napalm Death) und Neil Harvey (aka DJ warp) in die Hölle vor, oder zumindest in den Vorhof der Hölle. Mit megatiefen Bässen, tiefschwarzen Soundscapes und ultrafiesen Breakbeats.

HAZELDINE Diggin You Up (Polydor)

„Diggin You Up“, das zweite Album des Quartetts aus New-Mexko, war die aufregendste traditionelle Songwriter-Platte des Jahres 1998. Hier fühlte sich Melancholie gut an, für ein paar Momente sogar sehr gut. Hazeldine spielten die klassischen weingetränkten Balladen von Liebe und Verlust.

KREIDLER Appearance & The Park (Kiff SM/Pias/Connected)

Kreidler sind chic und up-to-date. Und Kreidler sind aus Düsseldorf. Kreidler sind groß. Kreidler sind Künstler. Ihre Musik federte leichtfüßig keinem bestimmten Ziel entgegen, ließ sich von der Frühlingssonne durchfluten und beließ es oft bei Andeutungen und Umrissen.

MAKEUP In Mass Mind (Dischord/EFA)

Bereits die Vorgänger-Formation Nation Of Ulysses war Anfang der 90er Jahre die coolste Band des Universums. Unter dem Namen Make Up intensivierten die Musiker aus Washington ihre Mischung aus ultraheißem Gospel und 60’s-Beats noch weiter, auf daß das Publikum aus seiner Lethargie erwache.

MOGWAI Young Team (Chemical Underground/EFA)

Wenn junge Menschen 1998 ihren Gitarren infernalischen Lärm entlockten, fing das Publikum in der Regel zu gähnen an. Nicht so bei Mogwai aus Glasgow. Ihr Mix aus schüchternem Saitengeschiebe und brachialen Eruptionen machte die Band zum Hoffnungsträger des Indie-Rock.

STINA NORDENSTAM People Are Strange (EastWest)

Celli und Violas. Übersteuerte E-Gitarren, ganz weit weg gemixt. Und eine verlorene Stimme – die 29jährige Norwegerin Stina Nordenstam lieferte mit „People Are Strange“, einem Album voller Cover-Versionen, ein eindrucksvolles Zeugnis ihrer Trübsal. Trauer im ’98er Remix.

PLASTIKMAN Consumed (Novamute/Pias/Connected)

Consumed – verzehrt, verbraucht fühlte sie sich so, die kanadische Techno-Legende Richie Hawtin aka Plastikman? Auf seinem ’98er Album blieb Hawtin seinem Metier grundsätzlich treu: Dunkle, karge Klänge formten aus scheinbaren Bruchstücken verzaubernde Kreationen.

-b3>PLEXIQ Blech (Clearspot/EFA

Hier prasselten stroboskopisch die Drums, subfrequente Dub-Effekte sorgten für den nötigen Nachdruck, es flimmerten flächendeckende Keyboards, bis der Soundteppich abhob – und vergessen ließ, daß hier alles handgemacht ist. Fusion aus ambitionierter Tanzmusik und kultiviertem Kunsthandwerk aus Hamburg.

POLE – CD1 (Kiff SM/Pias/Connected)

Pole, alias Stefan Betke, ist nicht nur technikverliebt, sondern auch gefühlig. „CD i“ war extrem reduzierte Elektronik eines Klanganalytikers, dabei aber keineswegs kalt und digital, sondern ganz das Gegenteil. Hier wurde das Knistern analoger Vinyl-PIatten zur bewußt herbeigefühgrten sentimentalen Erinnerung.

ELLIOTT SHARP Field & Stream (Knitting Factory/Ninety-Nine)

„Field And Stream“ ist die Auseinandersetzung des US-Avantgarde-Gitarristen Elliott Sharp mit Drum V Bass. Bei Sharp standen die Breakbeats im Hintergrund, das wichtigste waren die Sound Verzierungen, radikale und manchmal hardrockende Sounds aus dem Gitarrenbass.

SHELLAC Terraform (Touch & Go/EFA)

Das zweite Album der Band um Steve Albini (ex-Big Black) war eine Ausgeburt an Konservatismus und Konsequenz. Keinen Zentimeter in Richtung instrumentaler Öffnung oder gar Pop hatte sich das Trio aus Chicago bewegt „Terraform“ war ein deutliches Statement gegen Postmoderne und Eklektizismus.

-b3>SIDESTEPPER Logozo (Apartment 22/EFA)

Sidestepper, das Projekt von Richard Blair, war ein kleines Wunder, die organisch-glückliche Ehe zweier zwar schon mehrmals sich einander beschnuppernden, aber nie so recht harmomsierenden Genres, nämlich fettem Beat und echtem Latin. „Logozo“ war die beste Party-Platte seit Ewigkeiten.

TARWATER Sillur (Kitty YO/EFA

Nein, Tarwater waren kein Nebenprojekt. Auch wenn ihre Mitglieder noch bei To Rococo Rot mitmischen – sie pflegten ihre Kunst doch eigenständig. Mit „Silur“ gelang ihnen 1998 ein kleines Wunder: durchdachte Klarheit, Elektronik, so reduziert, daß sie sich beinahe hinter sich selbst versteckt. Groß.