5 Fragen an The Tears


Brett Anderson über gestern, heute, Suede und "Big Brother"

1 Was hat dich gereizt, wieder mit Bernard Butler zu arbeiten?

Suede hatten mich nicht mehr inspiriert, ich sah mit diesen Leuten keine kreative Zukunft mehr. Doch dann dachte ich mir vor anderthalb Jahren, ich rufe mal Bernard an. Ich wußte, wir könnten zusammen neue Musik machen, die inspiriert ist. Typen wie ihn gibt es nicht an jeder Straßenecke. Er ist jemand , der andauernd was Neues auf die Beine stellen will. Es ist beruhigend, so eine Person zu kennen, zumal im Musikgeschäft, wo sonst Narzißmus, Selbstanpreisung, Eifersucht und Neid regieren.

2 Warum heißt die Band nicht mehr Suede?

Wir wollen die Vergangenheit mit all den Differenzen hinter uns lassen und das auch signalisieren. Es soll deutlich werden, daß dies eine neue Band mit einer neuen Ausrichtung ist. Uns liegt jetzt daran, Musik zu machen, die von kolossaler Reinheit geprägt ist. Bei Suede war alles mit Zuckerguß überzogen und ging es um Wirklichkeitsflucht. Jetzt soll unsere Musik die Realität widerspiegeln. Wie das in der Hitparade steht, ist uns egal. Sollen uns die Leute ruhig in einen Verkaufswettkampf mit Coldplay und den White Stripes verstricken. Interessiertuns nicht.

3 Wie bewertest du selber das erste Tears-Album?

Die Platte teilt sich für mich in zwei Hälften. In der ersten steckt viel Freude und Romantik. Songs wie „Lovers“ und „Co-Star“ haben keine tiefere Bedeutung. Es geht um Gefühle. Ganz anders die zweite Hälfte: „The Asylum“ handelt davon, wie mein Vater mit Depressionen zu kämpfen hatte. In „A Love As Strong As Death“ stelle ich die Frage, ob es so was wie wahre Liebe überhaupt gibt oder ob wir verdammt sind, die Welt als einsame Seelen zu durchwandern. Früher hätte ich nie über solche Dinge geschrieben.

4 Wie hat sich die Popkultur deiner Ansicht nach in den letzten zehn Jahren verändert?

Wir leben im Zeitalter von „Big Brother“ und gezielter Popstarsuche. Es ist wie bei einer Lotterie: Jeder kann das große Los ziehen und reich werden. Man zeigt den Leuten, wie man einen bestimmten Status erreichen kann, ohne sich inhaltliche Gedanken zu machen. Damit ziehen wir eine ungesunde G eneration heran. Für die Kultur insgesamt bedeutet das nichts Gutes.

5 Viele Leute glauben, du hörst den ganzen Tag nur Glamrock. Stimmt das?

Was für ein Blödsinn! Ich höre nur Musik, die neu ist, oder neu für mich. Ich kann es nicht leiden, wenn man wie ein musikalischer Archäologe durch die Vergangenheit streift. Wenn ich ein Musikmagazin aufschlage, geht es nur um spitzfindige Details aus der Sgt.-Pepper-Ära oder darum, was Brian Wilson zum Frühstück gegessen hat. Da höre ich lieber Arcade Fire, M.I.A., Antony &. The Johnsons und Bloc Party.

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