80 Archie Shepp


"Attica Blues" vom Album Attica Blues (lmpulse) 1972

Eine der politisch engagiertesten und lautesten Stimmen im Jazz, gehört, dem Bürgerrechtsaktivisten und Tenorsaxofonisten Archie Shepp. Als Teil der sogenannten „Anti-Jazz“-Bewegungein Kollektiv schwarzer Musiker, das gegen die weiße Kontrolle der schwarzen Musik kämpfte und u.a. auch zur Gründung von Bill Dixons „Jazz Composers Guild“ führte, einer Art Gewerkschaft schwarzer Jazzmusiker – nutzte er seine Musik als Medium, um seiner Abscheu und seinei Frustration über den ganz Amerika vergiftenden Rassismus Ausdruck zu verleihen. Durch Dixons „October Revolution In Jazz“-Fesrival 1964 gerieten viele der neuen Avantgarde-lazzer erstmals in den Blickpunkt der Öffentlichkeit-Shepp, der neben Sun Ra, Cecil Taylor und Ornette Coleman bei dieser Konzertreihe auftrat, beeindruckte mit seinem kraftvollen, durchdachten und militanten Avantgarde-Blues, der die Notlage der Afroamerikaner thematisierte. Als gelernter Bühnenautor – Shepp hatte 1959 am Goddard College einen Abschluß als Dramatiker gemacht und 1965 das Stück „The Communist“ sowie 1972 „Lady Day: A Musical Tragedy“ produziert – verarbeitete er in seinen Studioalben Passagen aus Texten von James Baldwin und Malcolm X. Eines seiner radikalsten musikalischen Werke entstand erst in den 70er Jahren – doch während sein Sound von Ellingtonschem Swing und spirituellem Soul geprägt und gemildert war, zeigte er sich thematisch und politisch auf der Hohe der Zeit und so zornig wie eh und je. „Attica Blues“, das Titelstück seiner 1972 erschienenen, gleichnamigen LP, entstand im Gedenken an die 32 Insassen aus dem New Yorker Attica-Gefängnis, die im Jahr zuvor ihr Leben bei einer viertägigen Revolte verloren hatten. In diesem eindringlichen Gemisch aus intensivem Gospel, perkussivem Soul- und Funkgroove und den gellenden Stimmen von Joshie Armstead und Albertine Robinson scheint Shepps bluesiges, klagendes Saxofon fast unterzugehen – doch in seiner Gesamtheit sorgte „Attica Blues“ dafür, daß die Öffentlichkeit auf die Lage der Insassen in amerikanischen Gefängnissen aufmerksam wurde, wo grauenhafte Lebensumstände und das häufig fragwürdige Verhalten des Wachpersonals den Alltae bestimmten.

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