Einer Gegen Alle


Kollegen, Kritiker, Label, transatlantischer Jetlag: Mit dem zweiten Wolfmother- Album muss sich Andrew Stockdale gegen alles und jeden behaupten.

Der Mann ist bedient, restlos. Andrew Stockdale sitzt in einem sonnendurchfluteten Berliner Konferenzraum seiner Plattenfirma, trägt schwarze Jeans zu schwarzer Lederjacke und abgewetzten Stiefeln und kämpft gegen seinen Jetlag.

„wir waren vorgestern in LA, danach in NYC, sind heute in Berlin und übermorgen in London.“ Gespickt mit Interviews, Fotosessions und Showcases ist der Terminplan, der sich kaum bewältigen lässt. Doch der 33-Jährige aus Brisbane hat offenbar keine Wahl. Schließlich hat ihn der Abgang von zwei Dritteln seiner ehemaligen Bandmitglieder nicht nur zum uneingeschränkten Kopf des nun reformierten Unternehmens Wolfmother gemacht, sondern auch zur Hauptzielscheibe durchaus heftiger Kritik: „Es scheint so, ah hätte sich die ganze ‚Welt entschieden, mich zu hassen“, sagt der Afroträger. „Ich meine, ich weiß wirklich nicht, was ich den Kritikern getan habe, aber sie scheinen es toll zu finden, mich regelrecht in Grund und Boden zu schreiben. Als wäre ich ein arrogantes Arschloch, das es nicht anders verdient. “ Gerade die englische Presse praktiziert derzeit mit Genuss Stockdale-Schelte – einerseits weil man ihn für den Ausstieg von Chris Ross und Myles Heskett verantwortlich macht, die nun als Palace Of Fire agieren. Anderseits aber auch weil ihnen das neue Album COSMIC KOG wie eine abgeschmackt-überzogene Hommage an Heavy-Archetypen wie Black Sabbath, Blue Cheer, Led Zeppelin und Uriah Heep erscheint. Was Andrew Stockdale auf die Palme bringt.

„Ich hasse diese Originalitätsdiskussion“, setzt er an. „Es ist doch so: Ich habe diese Songs geschrieben, und niemand anderer. Wenn sie den Leuten da draußen gefallen, wen kratzt dann, von wem sie beeinflusst wurden f Entweder sind sie gut oder schlecht, ansprechend oder nicht. Das ist das Einzige, was zählt.“

Weshalb sein Label, das gerne an den Erfolg des Debüts von 2005 anknüpfen würde, das Werk mit allen Mitteln pusht. Seien es Supportgigs für die Killers (in den USA) und AC/DC (in Australien), Kooperationen mit Slash (“ Ich spiele auf seinem neuen Soloalbum“) oder eine groß angelegte Marketingkampagne mit einem schwedischen Spirituosenhcrsteller. Letzterer widmet Stockdale und seinen neuen, gesichtslosen Mitstreitern eine Spezialedition seines Wodkas – in schwarzem Leder und Nieten. Erhältlich in jedem Getränkemarkt für knapp elf Euro. Aber mit einem Pferdefuß: Der Name Wolfmother taucht nur in Anzeigen, nicht aber auf dem Produkt auf. „Eigentlich haben wir das nur gemacht, weil es mit einer teuren Fotosession mit Danny Clinch einherging und wir die Bilder jetzt gratis für unsere Pressearbeit verwenden dürfen“, sagt Stockdale. „Auf den Schnaps haben wir keinen Einfluss.“

Genau wie auf das weitere Schicksal der Band. Da muss der gähnende Einzelkämpfer abwarten, wie die Fans reagieren und ob sie das Album und die neue Besetzung akzeptieren. Immerhin: zwischen Räkeln, Gähnen und schrillem Kichef n gibt sich Stockdale betont kämpferisch. „Eigentlich ist es mir egal, wie es läuft – ich werde eh weitermachen. Einfach weil ich will und muss. Ich meine, was sollich sonst mit mir atifangen?“ Ein bisschen kollegialen Beistand hat er dann doch erhalten: von Led-Zep-Gitarnst Jimmy Page, der ihm telefonisch gratuliert hat, und von Metallica-Drummer Lars Ulrich. Allerdings fand der ja auch Stefanie Heinzmanns Version von „The Unforgiven“ gut.