Cursive :: Happy Hollow Saddle Creek/lndigo

Es riecht nach kaltem Schweiß. Nach Angst und Vaudeville. Dasmussdie Band sein, die Zirkusnummern ohne Netz spielt, Pose und bleiches Pathos und eine Überdosis Dramaturgie und Dissonanz in einem Atemzug sucht. Drei Jahre nach THE UGLY ORGAN sind Cursive zu einem Quartett geschrumpft, sie spielen, als müssten sie den verlorenen Mann mit aller Macht an allen Ecken und Enden ersetzen, mit windschiefen Gitarrenintros, verknautschten Soli, Turbobläsersätzen, die unter widrigen Umständen dahingeheulte Refrains untermalen, wo man rufen möchte: Ruhe! Pause! Work! Don’t cry! Vielleicht will die Band aus Omaha mit dieser Platte auch einfach zu viel: 1) jeden Rock-Rahmen sprengen, 2) sich in der Verfremdung neu erfinden, 3) sich auf einem Bein rudernd zur Decke strecken. Dass dabei David Bowie nicht mitmacht (wo er jetzt immer mal wieder bei jüngeren Rockbands mitmischt), ist mehr ein Zufall, denn das ist die Musik, die Bowie sich mitTin Machine nicht getraut hat (aber so gerne zur Avantgarde erklärt hätte). HAPPY HOLLOW bleibt natürlich ein Tim-Kasher- Album, unruhig, gebrochen, ein Bollwerk gegen blöden Rock-Schlendrian schon. Man ahnt, warum The Cure diese Omaha-Boys für ihre Tournee als Support einluden. Cursive müssen für ihre Songs noch richtig leiden. Mit allem Pomp. Ich weiß nicht, vielleicht werden die Kapricen des Tim Kasher eines Tages auch als großes Theater begriffen, vorerst möchte ich mit HAPPY HOLLOW nicht allzu viel Zeit verbringen. Die Chancen stehen aber nicht schlecht, dass sich das von einem Tag auf den anderen ändern könnte. VÖ: 18.8.

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