Pearl Jam :: Vitalogy

Rock: Neuauflage des zweiten und dritten Pearl Jam-Albums in drei Formaten und mit sechs mehr oder minder raren Bonustracks.

Diese Alben gehören zu den wichtigsten der Neunzigerjahre-Grunge-Bewegung. Nach dem monumentalen Erfolg von Ten (1991) und dem von den Medien geschürten Konkurrenzkampf mit Nirvana, gehen Eddie Vedder & Co. in die kommerzielle Defensive und proklamieren die große Totalverweigerung: Keine Videos, keine Interviews, kaum Live-Konzerte und nicht zuletzt der unsägliche Guerilla-Krieg gegen den Konzertkartenverkäufer Ticketmaster. Was an der Klasse (und den Verkaufszahlen) von Vs. jedoch nicht viel ändert: Hymnischer Rock, der eine ganze Spur aggressiver und rauer ausfällt als das Debüt, Themen wie Waffenbesitz, Kindesmissbrauch und Rassismus behandelt, aber mit „Daughter“ und „Elderly Woman Behind The Counter In A Small Town“ auch zwei wunderbare akustische Balladen enthält. Als Bonusmaterial dienen eine Demo-Version von „Hold On“, ein unveröffentlichter Outtake („Cready Stomp“) und „Crazy Mary“ mit Victoria Williams. Dagegen fällt Vitalogy, das während der Vs.-Tour entstanden ist, eine ganze Spur punkiger aus. Mit markigen Riffs, aber auch einigen experimentellen Zwischentönen, einer lyrischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Status als Rockstars wider Willen und einem aufwändigen Coverartwork, das einem medizinischen Almanach von 1920 nachempfunden ist. Vielleicht das anstrengendste und unzugänglichste Werk der Band aus Seattle, doch auch hier finden sich Meilensteine wie „Corduroy“ und „Better Man“ sowie (jetzt) drei zusätzliche Bonusstücke, die allerdings nur aus alternativen Versionen der Album-Tracks bestehen. Wirklich spannend sind die Remasters insofern auch eher in der „Deluxe Edition“ mit zusätzlicher Live-CD von 1994 und als „Collector’s Box Set“ mit drei CDs und fünffachem Vinyl. Das ist allerdings nur über die Homepage der Band erhältlich – für stolze 148,66 Euro.