Jane – Die „Lady“ schlägt zu!


Die gute Jane wurde in den Adelsstand erhoben! Große Aufregung – sie wird jetzt Lady genannt. Warum denn, seit wann denn? Keine Ahnung, aber die neue Platte ist der Beweis dafür. Vielleicht hat es mit dem Stilwechsel zu tun, der vor einigen Monaten die Gruppe heimsuchte, und von dem die neue Platte Zeugnis ablegt. Aus dem gewohnten melodiösen Rock wurde ein etwas weniger eigenwilliger Stil im weiten Bereich des Hard-Rock. Natürlich sind einige verträumte Passagen erhalten geblieben, aber im großen und ganzen ist die Musik wesentlich härter geworden.

Unwillkürlich fragt man sich, warum so was geschehen mußte. Jane ist seit vielen Jahren populär und vollbeschäftigt in der Szene tätig. Gerade durch ihren schwermütigen, melodiösen Stil hatten sie ein Markenzeichen für sich geschaffen, das sie von anderen unterschied. Lag es an den häufigen Umbesetzungen innerhalb der Gruppe, oder hat sich wirklich ein neues Musikverständnis breitgemacht, das sie dazu zwang, etwas Neues auf die Beine zu stellen?

Ein wichtiger Grund war bestimmt der, daß Jane, die auf nahezu allen größeren Festivals in den beiden letzten Jahren gespielt haben, die Umstände, die sie dort vorfanden, verdauen mußten. Ein großer Teil ihres Repertoires konnte „live“ nicht so gebracht werden, wie es sich die Band vorgestellt hatte. Wenn sich die Leute auskennen sollten, mußte eine Brücke zwischen der Live-Musik und dem Studiomaterial geschlagen werden. In dieser Zeit des „Sammeins“ verließen zu allem Unglück Charly Maucher und Wolfgang Kranz die Gruppe. Sie wurden bald von dem Bassisten Martin Hesse ersetzt; und damit bahnte sich eine Stilveränderung an. Die kurzzeitige Triobesetzung mit Martin und den beiden Gründern Klaus Hess (Gitarre) und Peter Panka am Schlagzeug bewies jedoch schon bald, daß ein vierter Mann fehlte. Im Oktober ’74 stieg denn auch der neue Tastenmann und Sänger ein, der in Hameln geborene Ungar Gottfried Janko.

Neue Besetzung stand im Oktober ’74

In dieser Besetzung ging Jane Anfang dieses Jahres ins Studio. Die Gruppe, Produzent Günther Körber und Tonmeister Conny Plank bildeten wieder das gut eingespielte Gespann, das versucht, alle musikalischen Belange unter einen Hut zu bekommen. Klaus Hess, Hauptkomponist von jeher, schrieb auch diesmal alle Stücke im Alleingang, und seine Gitarrenarbeit erinnert oft an gute, alte Jane-Tage.

Daß die Band mit ihrer neu eingeschlagenen Richtung nicht unbedingt falsch liegt, beweist das starke Interesse einiger Business Typen aus Amerika. Zwar waren auch die drei Jane-Platten davor in den US-Importkatalogen verzeichnet, die „Lady“ jedoch wird aller Voraussicht nach ganz offiziell in den USA auf den Markt kommen. Amerika scheint sich momentan wirklich auf alle erreichbaren Rockprodukte aus Deutschland und Umgebung zu stürzen. An Ort und Stelle wird ausgesucht und gekauft! Es dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, daß Kraftwerk vor einigen Wochen Platz 13 (!!) der Charts belegte der absolute Höhepunkt allen Deutsch-Rock-Strebens! Vielleicht liegt der Tag nicht fern, an dem auch Jane drüben in die Hitparade spazieren. Doch erstmal heißt es abwarten und eventuell ein Täßchen Tee trinken …