Trentemøller


THE STANDELLS – DIRTY WATER

Das hört sich sehr nach den Sechzigern an. Sind das The Kinks?

Nein, es sind The Standells. Dieses Stück ist auf der „Nuggets“-Compilation enthalten.

Ich mag es. Das Tamburin peitscht den Song an, und die Band macht den Eindruck, als wäre sie vom Motown-Sound beeinflusst. Das gibt der Sache den nötigen Drive. Ich spiele so etwas ab und zu gerne auf kleinen Partys in Kopenhagen.

Es handelt sich hier um eine Ode an Boston, der Heimatstadt der Band. Würdest du auch so etwas machen?

Das habe ich in gewisser Weise schon getan. Es gibt einen Song namens „Copenhagen“ von der dänischen Punkband The Sods. Ich habe eine neue Version davon mit dem Original-Sänger der Band aufgenommen. Einen besseren Kopenhagen-Song wirst du nicht finden.

VCMG – FLUX

Der Bass erinnert mich an „White Horse“ von Laid Back. Es ist typisches Tech-House-Zeug. Ich mag es nicht wirklich.

Es sind Vince Clarke und Martin Gore.

Ah, aus dem Album, das sie vor Kurzem zusammen gemacht haben! Es hört sich für mich etwas altmodisch an. Ich stehe auf die Art und Weise, wie Martin Gore Melodien schreibt. Das hier ist gut produziert, hört sich aber nicht besonders an.

Wie waren deine Konzerte im Vorprogramm von Depeche Mode in diesem Jahr?

Es war großartig, mal mit den Idolen meiner Jugend auf einer Bühne stehen zu dürfen. Ich liebe es, wie sie Pop und düstere Ecken miteinander verbinden.

EMMELIE DE FOREST – ONLY TEARDROPS

(lacht) Die dänische Siegerin des Eurovision Song Contest aus diesem Jahr! Ich kann verstehen, warum sie gewonnen hat. Es ist genau der Song, den man für so einen Wettbewerb braucht. Er ist eingängig und gut geschrieben. Ich persönlich finde es ja bizarr, wenn man sich hinsetzt und einen Song mit dem Ziel schreibt, einen Wettbewerb zu gewinnen.

Kennst du die Leute, die an diesem Song mitgearbeitet haben?

Nur Lise Cabble. Sie spielte früher in der Girl-Rock-Band Miss B. Haven und schreibt jetzt Songs für dänische Popstars. Wie sich die Dinge doch manchmal verändern können …

THE BLACK ANGELS – BROKEN SOLDIER

Das kommt mir bekannt vor … (überlegt länger)

Diese Band hast du für deine Compilation aus der Reihe „Late Night Tales“ ausgewählt.

Sind das The Oh Sees? Nein, The Black Angels, oder? Ich habe mich mit ihrem neuen Album noch nicht befasst. Ich habe mit Sänger Alex Maas an einem Track für mein neues Album gearbeitet, aber ich war mit der Gesangsaufnahme nicht zufrieden. Wir versuchen, das beim nächsten Mal besser zu machen.

TODD TERJE – STRANDBAR (DISKO VERSION)

Das hört sich verdächtig nach LCD Soundsystem an.

Nein, es ist Todd Terje, ein Skandinavier.

Dieses Stück entwickelt sich ganz gut. Es enthält einen simplen Disco-Groove, aber die Kuhglocken und die Bassline sorgen dafür, dass es sich nicht wie nur mit dem Computer gemacht anhört. Entschuldigung, dass ich das sage, aber das war genau das Problem mit den Minimal-Techno-Produktionen aus Berlin: Sie klangen zu maschinell.

Was hältst du von Daft Punks Disco-Wiederentdeckung?

Es ist klar, was sie machen wollten. Mit Einflüssen von Earth Wind & Fire und ähnlichen Künstlern jonglieren. Sie haben Nile Rodgers dabei, was sich authentisch anhört. Aber mir ist das alles zu glatt poliert, zu gewollt und auch zu übertrieben.

FUCK BUTTONS – THE RED WING

Wow! Das hier gefällt mir sofort, obwohl ich nicht weiß, wer es ist.

Es sind Fuck Buttons. Ein Stück aus SLOW FOCUS, ihrem neuen Album.

Diese Art von elektronischer Musik löst sofort etwas in mir aus. Die Beats hören sich etwas schlampig an, der Sound ist irgendwie kaputt und der Groove göttlich. (hört intensiv zu) Es ist eine interessante Mischung, deren Wirkung mit zunehmender Dauer keineswegs nachlässt. Nach zwei Minuten bauen sie plötzlich ein neues Element ein, und schon steigert sich die Spannung weiter. Es fühlt sich wie eine Therapie an. Danke für diesen Tipp!

Albumkritik S. 111

Fast 15 Jahre lang hatte sich Anders Trentemøller in seiner dänischen Heimat erfolglos an mehreren musikalischen Konstellationen abgearbeitet. Der Durchbruch gelang ihm 2006 mit dem Album THE LAST RESORT, das zum Markstein des Minimal Techno wurde. Danach lenkte er seine Musik in eine düstere und cineastische Richtung. Auf seinem neuen Album LOST mischt er elektronischen Sound mit dem Gesang von Bands wie Low, The Drums oder The Raveonettes.