Ashford & Simpson


Wenn man ständig zwischen den vier großen schwarzen Radio-Stationen hin und her geschaltet hätte, die einen in LA bei Laune halten – ich glaube, man hätte Nick Ashford und Valerie Simpson rund um die Uhr beteuern hören können, wie gut es um ihre Ehe bestellt ist – „… solid, solid as a rock, that’s what this love is. the thrill is still hot, hot, hot …“ Ashford & Simpson sind seit jeher die Darlings der Soul-Society, sie werden es immer bleiben, auch wenn sie es als Solo-Act bis zum jüngsten Tag nicht zu dem Ruf bringen dürften, der ihnen als Songwriter vorauseilt. Aber bei allem was Diana. Marvin oder Chaka ihren Songs abgewonnen haben – niemand singt Ashford & Simpson wie Ashford & Simpson!

Es liegt eine feierliche, festtägliche Stimmung in der Luft, als ich mich im randvoll gefüllten Amphitheatre auf Platzsuche begebe: dazu paßt auch der überdurchschnittlich hohe Prominenten-Anteil im Publikum (einen Anblick für die Götter bietet Luther Vandross. als er seinen massigen Körper durch die vorderen Stuhlreihen zwängt!) Und dann diese Ouvertüre: Die gewaltigen Lichtkegel der Verfolgerspots nehmen die meterhohe Rampe hinter dem Schlagzeugpodest ins Visier, eine Drehtür schlägt auf. Nick und Val treten Hand in Hand heraus, sonnen sich minutenlang in dem Applaus, lösen sich voneinander, tänzeln links und rechts die Treppen herab und treffen sich auf der Mitte der Bühne wieder, wo Nick seine Gattin dann wie ein Eisprinz durch die Luft wirbelt – Hollywood hätte es nicht besser inszenieren können. Eine Ashford & Simpson-Show kann nun mal eine solche Dosis Glamour bestens verkraften.

Und dann geht es Schlag auf Schlag. Hit auf Hit: „It Seems To Hang On“, „High Rise“. „Sent It“. „Street Corner“, „Outta The World“; bei letzterem lösen sie sich dank ihrer entfesselt aufspielenden Bakking Band um Conducter Ray Chew von der etwas zu mechanischen LP-Fassung. Dann ihr Marvin Gaye-Medley mit „You’re All I Need“, „Ain’t Nothing Like The Real Thing“ und „Ain’t No Mountain High Enough“.

Apropos „Ain’t No Mountain…“ – Marvin und Tammi Terrells Version in allen Ehren, aber was sich Nick und Val hier voneinander an Emotionen abfordern, hat vor und nach ihnen niemand erreicht. Sagt Nick: „… people ask me why I always talk about love. Well, would you think about… Business? Politics? …it that (deutet auf Val. die ihn am Flügel mit hämmernden Gospel-Akkorden begleitet) would be in your bedroom …?“

Sie sind wirklich ein Traumpaar, und um 90 Minuten an ihrem Glück teilzunehmen… nun. ich denke, dazu sollte einem Soul-Afficionado kein Berg zu hoch und kein Fluß zu breit sein.