Fools Garden


Vor einiger Zeit trafen sich die Musikchefs aller deutschen Privat-Radiostationen, um die ideale Band für die Vormittagsschiene und das Nachmittagsprogramm zu ersinnen. Schnell war man sich einig, daß eine Mischung aus Simple Minds light und einer Prise Sting prächtig ins bekannte Berieselungsformat passen würde. Mit Sex, Drugs und Rock’n’Roll sollte das Ganze natürlich nichts zu tun haben. Gott bewahre! Eher schon mit Kuscheln, Clausthaler und Bausparvertrag. Die Texte sollten auch simple Gemüter nicht überfordern, die Arrangements – um den Hörer nicht zu verschrecken – vertraut wirken. Und liebe Jungs sollten es möglichst sein. Idealerweise aus dem Schwabenländle. Die handwerklichen Fähigkeiten wären nicht so wichtig, das würde man im Studio schon hinbasteln. Das Ende der Geschichte ist bekannt. Die Single ‚Lemon Tree‘ erhielt derart massives Airplay, daß aus manchen Radios schon kleine Zitronenbäumchen zu wachsen drohten, schnell waren mehr als eine halbe Million Stück verkauft und die Spitze der Charts erobert. Auch das dazugehörige Album ‚Dish Of The Day‘ erklomm den Gipfel der Hitparade. Und jetzt stehen Fool’s Garden in der Münchner Alabama-Halle, halten sich tapfer an ihren Instrumenten fest und mühen sich rührig, ihre gutgemeinten Kompositionen auf die Bühne zu bringen. Daß der Bassist aussieht, als sei er von den Schürzenjägern ausgeliehen, der Schlagzeuger ähnlich viel Gefühl an den Tag legt wie der Trommler der Flippers und Sänger Peter Freudenthaler das Charisma eines Sachbearbeiters bei der KFZ-Zulassungsstelle hat, macht überhaupt nichts. Man ist ja schließlich nicht auf einem Rockkonzert. Eher schon auf-einer betulichen Fete der katholischen Landjugend, wo nach der Diskussionsrunde noch ein bißchen musiziert wird. Und so stimmt das Quintett dann auch fröhlich die Liedchen aus dem Erfolgsalbum an: ‚Meanwhile‘, ‚Ordinary Man‘ und wie sie auch immer heißen mögen. Allesamt biedere 08/15-Nummern, die selbst den Output von Mike & The Mechanics schon wieder progressiv erscheinen lassen. Das tut alles nicht weh, es ist nur so unendlich langweilig und einfältig. Engagierter Dilletantismus kombiniert mit penetranter Provinzialität. Eine überaus unselige Mixtur.