Alicia Keys ist gerade mal 20 und in den USA bereits ein Star. Aber Mentor Clive Davis reicht das noch nicht.


„Inside the record business“, so der Titel seiner vor über 25 Jahren erschienenen Memoiren, ist er seit 1960. AJs CBS-Präsident machte er Santana, Aerosmith, Billy Joel, Bruce Springsteen und Janis Joplin groß, holte als der Macher von Arista Records so unterschiedliche Stars wie Barry Manilow und die Grateful Dead unter sein Dach. Und entdeckte immer wieder Talente wie Whitney Houston, die er behutsam zu Branchengiganten aufbaute.

Clive Davis, laut Focus mit über 300 von ihm lancierten Nummer-eins-Hits „das Trüffelschwein der Musikbranche“, ist heute 67 und erst im vergangenen Jahr noch einmal Vater geworden. J Records (Jay ist Davis‘ zweiter Vorname) heißt das Millionen schwere Baby der Superlative, das als größtes neu gegründetes Label der Musikgeschichte im Joint Venture mit BMG Entertainment aus der Taufe gehoben wurde. Amtliche Popgrößen sind hier versammelt, doch als Clive Davis Anfang Juli in München der Journaille das Repertoire seiner Firma präsentiert, lenkt er das Hauptaugenmerk gleich mehrfach auf eine junge New Yorkerin: „She is an all-timer, a worldwide star!“ Na ja.

noch nicht ganz, aber Hand drauf: Alicia Keys wird es werden. Denn die 20-Jährige aus Harlem ist der Fleisch gewordene Traum eines jeden A&R, was Aussehen, Stimme, Talent und Ausstrahlung betrifft.

Nicht umsonst hatte sich Alicias „Pate“ das Video zu ihrer neuen, fast komplett im Alleingang eingespielten Single „Fallin'“ horrende Summen kosten lassen, es vermochte denn auch prompt den Weg zu ebnen für Aiicias Debütalbum „Songs In A Minor“, dem der glatte Durchmarsch in den Billboard Charts von 0 auf 1 gelang. Ein Showcase im Bayerischen Hof in München konnte die erstaunlichen Entertainer-Qualitäten der Schönheit mit dem schwarz-weiß-roten Kopftuch bereits nachdrücklich belegen.

Und die Musik? „Blues, Jazz, R&B, HipHop – es ist eine Mischung von all dem, was ich bin, und das ist verdammt viel“, sagt Alicia selbst, die, wenn man sie nach ihren größten musikalischen Einflüssen fragt, Beethoven und Chopin neben Nina Simone, 2-Pac und Miles Davis nennt. Das Showcase-Auditorium in München jedenfalls war schlichtweg von den Socken (Zitat eines Kollegen: „Künftig wird man die wohl nur noch in Stadien sehen können“) und hätte seinen neuen Darling am liebsten zu mehr als nur zu einer Zugabe auf die Bühne zurückgeklatscht. Und Clive Davis grinst, als er Frau Keys am Ende für die Fotografen nochmals väterlich in den Arm nimmt. Er hatte das alles wohl wieder einmal kommen sehen.

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