Alpha City


Der Münchner Regisseur Eckehart Schmidt versucht mit seinen Actionfilmen stets hart im Trend zu liegen. Dabei legt er ein so zügiges Arbeitstempo vor, daß die Kritiker zumeist noch den einen Schmidt-Film verreißen, während schon der nächste ins Kino kommt- und der ehemalige Filmkritiker bereits am dritten bastelt. In diesem Jahr sollen es denn auch drei Filme werden: Nach dem blutigen Spektakel „Loft“ ist jetzt die Dreiecks-Love-Story „Alpha City – Abgerechnet wird nachts“ angesagt. Und wie der Untertitel andeutet, hat Schmidt seine Neonlicht-Großstadt-Geisterbahn wieder mit einem Schuß Gewalt gewürzt.

Die Protagonisten Frank (Claude-Oliver Rudolph) und Raphaela (die französische Neuentdeckung Isabelle Gutzwiller) gehören zu jenen Menschen, für die der Tag beginnt, wenn andere schlafen gehen. Er ist Barpianist in einer Spielhölle, sie der Lockvogel, der die Opfer an den Spieltisch bringt.

Nach einer intensiven Liebesnacht bricht in Frank der männliche Besitzfimmel durch: Er will Raphaela für sich allein. Die freilich schätzt gerade ihre Ungebundenheit. Um Frank das nachdrücklich zu demonstrieren, bändelt sie sogleich mit einem Amerikaner an. Für diese Rolle gewann Schmidt den Musiker und „Denver“ Star AI Corley.

Der Macho-Wettstreit um das Weibchen kann im Glitzerlicht des Stadt-Dschungels beginnen; konsequent zeigt „Alpha City“ denn auch keine Szene bei Tageslicht. Und konsequent – manchmal bis zur unfreiwilligen Komik – setzt Schmidt auch auf die Muster des Trivialfilms. Das Ganze mixt er dann gerne mit der „Aktualität“ der Boulevard-Presse: Sein Amerikaner entpuppt sich als Moralist und Saubermann, der „Lasterhöhlen“ in die Luft sprengt. Diese Idee dürfte Schmidt wohl nach einer Reihe von Brandanschlägen auf Münchner Nachtlokale gekommen sein.

Der Showdown zwischen den beiden Balzhähnen profitiert dann wiederum von Stil-Elementen des europäischen Westernund Gangsterfilms. In die ohnehin schon bunte Mixtur interpretiert der Macher dann gerne noch ein wenig Politik und Mythologie, vergleicht seine Gestalten vorzugsweise mit Figuren der griechischen Dramen oder zitiert auch schon mal Shakespeare.

Daß Kritiker seinen Filmen Prädikate wie „schwachsinnig“ oder „schierer Blödsinn“ verleihen – und der „Stern“ ihm gerade bescheinigte, er habe gute Chancen, zu einem der schlechtesten Filmer dieses Landes gewählt zu werden, scheint den Münchner eher bei der Arbeit anzuspornen. Gerade legt er letzte Hand an sein „Wunder“ einen Film, der von einem blinden Mädchen und einer Marien-Erscheinung handelt.

Das Publikum allerdings scheint nicht viel auf Zeitungsurteile zu geben. So hielt sich Schmidts Koks-Verschnitt „Die Story“ wochenlang in den Kinos – für einen deutschen Film schon ungewöhnlich. Liegt es daran, wie der Filmer glaubt, daß sein Publikum „sensibler und aufnahmebereiter ist. als viele denken“?

Oder bringt es die geschickt zusammengestellte Musik, mit der Schmidt nicht geizt: In „Alpha City“ beispielsweise singen und spielen AI Corley, Yello, Trio, Boytronic, Paganini und Palais Schaumburg.