Zuletzt machte Heller Schlagzeilen, als er in Portugal ein spektakuläres Feuerwerk zündete – nach „Flic Flac“ und „Cürcus Roncalli“ der dritte Teil seiner „poetischen Visionen“. Die Vielseitigkeit des Wiener Multi-Talents führte einen Journalisten zu der Frage: „Was sind Sie eigentlich von Beruf? Am Mittwoch tanzen Sie mit Zwergen Step, am Donnerstag machen Sie ein Feuerwerk, am Freitag Zirkus, am Samstag veröffentlichen Sie Erzählungen, am Sonntag machen Sie eine Schallplatte, am Montag geben Sie ein Konzert, am Dienstag spielen Sie in einem Film als Schauspieler mit; wie nennt man das?“ Für ME/Sounds übernahm Heller nach der Präsentation seiner neuen LP STIMMENHÖREN eine weitere Rolle – die des kritischen Kommentators von Musiktiteln, die ihm, wie stets bei unserem Blind Date, vorher nicht bekannt waren. Neonbabies: „Blondinen“ „Blondinen sind selten, singen die? Ah, Blondinen. Da gab’s einmal ein Lied ,Nimm Dich In Acht Vor Blonden Frau’n, Die Haben So Etwas Gewisses“ von Friederich Hollaender. Das ist halt die Tragödie von der Neuen Deutschen Welle, daß es das alles witziger, gescheiter und musikalischer schon gegeben hat.
Also, ich halt mich da an die Dietrich. Wenn schon Blondinen-Verherrlichungen, dann ,Nimm Dich In Acht Vor Blonden Frau’n‘. Das ist wahrscheinlich eine Gruppe, die verkaufen in der Woche mehr als die Dietrich in zehn Jahren. Also, Gott schütze die Neonbabies.“
Trio: „Bum Bum“
Ja, das ist Trio mit ,Bum Bum‘. Die find‘ ich gut, das sind so Musikal-Clowns, die hätte ich jederzeit engagiert. Die sind einfach um 150 Prozent witziger als der Rest der Szene; die haben sozusagen ein Buster Keaton-Niveau, während so Leute wie der Frank Zander ein Millowitsch-Niveau haben.“
Zappa: „The Jazz Discharge Party Hats“
„Na ja, der Frank Zappa, das ist eine eigene Spielklasse. Der ist sicherlich sehr unangenehm für die restlichen Menschen auf dieser Cassette. Das gehört da gar nicht drauf, das ist einfach eine andere Gattung, eine andere Qualität. Man kann nicht auf einem Band guten Gewissens die Neonbabies und Frank Zappa spielen. Das hätten die Neonbabies vielleicht gern, aber das geht einfach nicht.“
T.T. Mosalini:
„Buenas Noches De Bandoneon“
„Das muß doch … Dino Saluzzi oder Astor Piazolla? Der Piazolla war’s wohl nicht, weil der selbst im Text vorkommt. Entweder ist das ein Bandoneon oder eine reine Ziehharmonika, das weiß ich nicht. Aber ich hab das sehr gern, das sind Stimmungen von den Wurzeln.
Das hat sehr viel… von einer Musik, die sich über Jahrhunderte nicht verändert und die immer einen Grundton in den Menschen des bestimmten Landes trifft. Das ist eine wichtige Musik.“
Nick Löwe: „How Do You Talk To An Angel“
„Da ich ja kein Bar-Besucher bin… entweder ist das eine Untermalungs-Musik von einer Fümszene – oder es ist ein Millionärs-Sohn, dem die Mutter zum Geburtstag eine Platten-Aufnahme geschenkt hat. Und zwar hat die Mutter gesagt: .Spiel‘ bitte, wenn ich’s dir schon zahl, so eine Musik wie damals, als dein Papi und ich uns verlobt haben. Wir waren da mal am Abend in Paris …‘ Dieses Lied hat etwas von einem singenden Stehgeiger. Das ist die alte, weltweite, vollkommene Harmlosigkeit. Damit kann ich nix anfangen.“
Michael Jackson: „Billie Jean“
„Das ist dieser Stevie Wonder-Irmtator, der Name fällt mir nur nicht ein. Richtig, Michael Jackson! Mir gefällt er nicht. Ich halte den für eine Fistel-Imitation der schwächsten Arbeitsergebnisse von Stevie Wonder, den ich für großartig halte. Aber der schaut einfach so gut aus, daß offensichtlich sein Gesicht seine Stimme zudeckt.“
Ludwig Hirsch: „Gell, Du Magst Mi?“ „Das ist der Ludwig Hirsch.“ Matia Bazar: „Vacanze Romane
„Das langweilt mich zu Tod. Ich will gar nicht wissen, wer das ist. Sonst lauf ich Gefahr, mir den Namen zu merken. Diese Gruppe wäre ein Grund, seinen Urlaub nicht in Italien zu verbringen.“
Lucio Dalla: „Pecorella“
„Das ist der Lucio Dalla? Der ist gut. Das ist einer, wegen dem man dann wieder nach Italien auf Urlaub fahren könnte.“
Mari Wilson: „Cry Me A River“
„Ist das die Streisand? Na. ,Cry Me A River‘, wer singt’s? Mari Wilson? Das ist hübsche Musik. Wenn ich ein Auto hätte, dann würde es mich nicht stören, so was auf der Autobahn zu hören. Das würde mich nicht dazu bringen, das Lenkrad zu verreißen; das ist angenehme Musik.“
Herbert Grönemeyer: „Kaufen“
„Nicht so schlecht. Kenne ich aber nicht. Grönemeyer? Das ist der Herbert Grönemeyer? Mit dem hab‘ ich den Schumann-Film gedreht.
Ich hab‘ mir so beim Hören gedacht, das ist einer, der könnt’s schaffen. Find‘ ich interessant. Komisch, ich hab ihn nicht erkannt, obwohl ich sogar eine Platte von ihm hab. Aber die klingt ganz anders.“
