Animal Collective


Fein ziselierte Pop-Abseitigkeiten finden allzufrühes Klanggrab bei krassem Bassmassaker in Festsaal.

Während sich der winzige „Festsaal‘ mit seiner niedrigen Decke so peu á peu füllt, drängt sich selbst langmütigen Konzertgängern allmählich die Frage auf. wie lange man nun eigentlich noch auf ein Konzert wird warten müssen,dessen Beginn einst auf 21.30 Uhr angesetzt war. Eine halbe Stunde? Eine Stunde gar? Nein, denn um 22.30 Uhr betritt erst einmal ein Mädchen unter grauer Kapuze die von zwei kostümierten Skeletten flankierte Bühne und beginnt wortlos damit, Plastiktüten und Kinderrasseln zu bearbeiten, die, am Computer durch allerlei Filter gejagt, gedoppelt und geloopt, schließlich als monumentale Schleifen durch den Raum eiern, und bevor man noch begreifen könnte, was diese Scheiße eigentlich soll, geht das schweigende Kapuzenmädchen von der Bühne und das Festsaallicht wieder an. Da ist wohl mal wiedereinmal „das Publikum gnadenlos mit seinem eigenen Unterhaltungsanspruch konfrontiert worden“. Oder so, wer weiß?

Animal Collective jedenfalls erbarmen sich erst eine halbe Stunde später – drei Jungs, die Knopfchendreher rechts und links, Sänger Avey Tare in der Mitte, dahinter das meistenteils verwaiste Schlagzeug- und eröffnen ihr Konzert gleich mit einerganzen Reihe fröhlich überdrehter und seltsam stampfender Popsongs. Das stumpfe Stampfen, es wird sich an diesem Abend leider nicht mehr legen. Im Gegenteil, es wächst sich zu einer echten Prüfung aus. Denn so vielschichtig und fein ziseliert die New Yorker auf ihrem neuen Album Strawberry Jam auch klingen mögen – live zerbröselte aller Liebreiz unter dem stoischen Presslufthammer eines wahren Bassmassakers, vordem es kein Entrinnen gibt. Nicht inmitten des Publikums, nicht auf der Toilette, nicht einmal am alleräußersten Rand der Halle, wo die metallene Wandverkleidung unter jedem einzelnen Beat scheppernd nachvibriert.

Was das Trio unter dem dicken Wummerteppich so alles anstellt, lässt sich also nur erahnen. Es konkurrieren knifflige Soundcollagen und gepimpte Klangbilder mit herrlich übergeschnapptem Gesang, die Harmonie von „Peacebone“ lässt sich nicht unterkriegen, und auch die eine oder andere Melodie von Feels weckt Erinnerungen an die Alben und Ahnungen, wie nett das hier alles sein könnte. Selbst wenn die Musiker mal hier, mal dort und stets reihum die Instrumente tauschen, abtanzen oder mit den Grubenlampen auf dem Kopf ins Weite leuchten – ihre Spielfreude findet keinen Widerhall mehr, sondern wird von einem allzu frühen, allzu basslastigen Klanggrab verschluckt. Schade.

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