Auf dem Musikexpress-Radar: John Talabot


The House that John built: Barcelonas Dance-Hoffnung schert sich einen Dreck um Genre-Grenzen.

Am Anfang ging die Sonne auf. Funkgitarren. Eine fette Bass Drum. Afrikanische Gesänge. „Sunshine“ hieß der Track, mit dem ein DJ namens John Talabot im Sommer 2009 frischen Wind in die muffigen Danceclubs Barcelonas brachte. Das Stück – ein buntes Azulejo aus kunstvoll zusammengesetzten Samples, die Takt um Takt zu einem ekstatischen Crescendo anschwellen – entzog sich gängigen Genre-Kategorisierungen. Der Künstler selbst zuckt darüber die Schultern und sagt: „Ich wurde immer der House-Szene zugeschrieben, aber ich weiß wirklich nicht, ob ich House mache. Es gibt eigentlich keine Definition für meine Sachen.“

Talabot fühlt sich sichtlich unwohl, wenn er über seine Musik sprechen muss. Im Interview spielt er sein eigenes Talent gerne herunter. „Für mich ist Musikmachen wie ein Puzzle. Ich kombiniere unterschiedliche Teile miteinander“, sagt er. „Aber das ist nichts Besonderes. Jeder kann das.“

Nur selten sieht man den jungen Basken ohne Maske. Sein echter Name ist nicht bekannt, doch munkelt man, dass Talabot früher als Techno-Produzent D.A.R.Y.L. aktiv war: „Ich will nicht mit meinen anderen Projekten assoziiert werden“, sagt er. „Die Leute sollen nur die Musik beurteilen, die ich als John Talabot mache.“

Und das tun sie durchwegs positiv. James Murphy und Len Faki sind nur zwei der berühmtesten John-Talabot-Fans. Bands wie Delorean und The XX stehen Schlange für einen Remix des Produzenten. Ende Januar erschien auf dem Münchner Dancelabel Permanent Vacation endlich Talabots lang erwartetes Debütalbum fin. „Wenn ich mich hinsetze, um Musik zu machen, weiß ich nie, wann ich fertig sein werde“, erklärt Talabot die lange Wartezeit. Und schickt verlegen hinterher: „Ich glaube nicht, dass ich ein besonders guter Produzent bin.“