Beim Interview in einem Londoner Nobelhotel fiel Susanna Hoffs buchstäblich die Decke auf den Kopf


Es ist schon eine Weile her, seit die Bangles unsere Tage mit charmantem Gitarrenpop versüßten. Die vier Sirenen aus L.A., die ein Dutzend gehobene Srhrammelhits der Art „Manic Monday‘ hervorgebracht haben gehen schon seit 1989 getrennte Wege. Und das erste Soldalbum von Bangle-Darling Susanna Hoffs hinterließ einen eher faden Nachgeschmack. Danach war Funkstille. Bis jetzt. Susanna ist wieder da – im Salon des edlen ‚Gore Hotels‘ in London, glfich hinter der Albert Hall. Frau Hoffs ist erst am Vortag eingeflogen. Trotzdem könnte die Laune der Sängerin nicht besser sein. Zuviel Kaffee habe sie getrunken, lächelt sie, „ich muß noch mal, bevor das Interview losgeht“. Und während sie mal eben für kleine West-Coast-Gitarristinnen geht, stürzt aus der Zimmerdecke urplötzlich ein Wasserfall. Mitten aufs teure Jackett der Chanteuse. Die ist inzwischen zurückgekehrt und erfaßt die Situation sofort: „Die Jacke muß in die Reinigung!“ Während es im Hintergrund weiterplätschert, lasse ich mir von Hoffs erzählen, wie ihre letzte Plattenfirma versuchte, eine Sauber-Pop-Diva aus ihr zu machen und Veto einlegte, als sie statt einer zweiten Breitwandproduktion eine stille LP vorlegte, die sie mit dem Untergrundler Mark Linkous (Sparklehorse) aufnahm. Songs von den Sessions erscheinen nun auf Susannas neuem AIbunm. Darauf kommen ihre Beziehungen zur kalifor nischen Pop-Avantgarde zum Tragen, die in die Zeit zurückreichen, als Susanna Hoffs an der Uni Berkeley mit ihrem damaligen Boyfriend David Roback (Mazzy Star) Theater und Tanz studierte. So spielen namhafte Kumpels aus Bands wie American Music Club, Cracker, that dog. und die Ex-Jellyfish-Köpfe Jalson Falkner und Roger Manning mit. „Ich will ein Gefühl der Intimität erzeugen, etwas Persönliches, mit reichhaltiger Melodik“, sagt sie, deren frühere Band dazu beigetragen hat, daß die Pepsodent-Dämchen, die früher im Macho-Musikbusiness den weiblichen Ton angaben, mittlerweile den Alanis Morissettes dieser Welt gewichen bind. „Wenn die Leute meinen, wir hotten mit dieser Entwicklung etwas zu tun, dann ist das schmeichelhaft“, lächelt Hoffs. „Aber ich sehe das nicht so. Für mich gab es immer weibliche Idole, die viel früher da waren. Joni Mitchell oder Patti Smith. Patti Smith hat alles revolutioniert. Sie ist cool. Stell Dir vor, ich hab‘ sie gestern abend live gesehen. Man hat mich ihr vorgestellt und sie wußte sogar, wer ich bin. Ich war zutiefst gerührt.“ Die Bedienung erscheint, um abzuservieren. Das mit dem Wasser? „Im Zimmer über Ihnen wohnt Patti Smith. Kennen Sie die? Sie hat nach dem Bad versucht, den Boden zu schrubben. Leider hat sie nicht gemerkt, daß das Wasser durch das Parkett versickerte.“ Was? Susanna kann’s kaum fassen: „Wo ist meine Jacke? Die Jacke mit dem Badewasser von Patti Smith. Ich will sie wiederhaben!“ Zu spät, denn die ist langst in der Reinigung. Eine halbe Stunde später zeitigt dann Patti Smiths Putzaktion unerwartete Resultate: da kommt krachend die Decke des Salons herunter, mitten in Susanna Hoffs Fotosession hinein.