Benton/de Burgh


Es gehört heutzutage schon eine gewisse Harakiri-Mentalität dazu, um — nur mit einer Klampfe bewaffnet — auf die Bühne der größten Konzertarenen Europas zu steigen. Vor allem dann, wenn diese durchweg ausverkauft, und die Anwesenden nur deshalb gekommen sind, um die „Greatest Hits“ des irischen Saubermanns Chris de Burgh zu erleben. Doch der Düsseldorfer Franz Benton hat zu lange auf diese Chance warten müssen, als daß er sie nun leichtfertig verspielen würde.

Schon vom ersten Takt an weiß man, der Mann hat Stimme. Mit einem wahren Stadion-Organ läßt er alle Assoziationen in Richtung „wehleidiger-Liedermacherleiert-zur-Akustischen“ sofort platzen. Der Titelsong seines ersten Albums TALKING TO A WALL und das druckvolle „We Are Awaking“ zeugen zudem von anständigen Songschreiber-Qualitäten des Wahl-Münchners.

Abschließend holt Benton noch den amtierenden deutschen Meister am Sopran-Saxofon, Klaus Kreuzeder, auf die Bühne, der die zuckersüße Ballade „How I Wish You Were Here“ veredelt. Seit Branford Marsalis Stings Solo „Roxanne“ untermalte, hat man keine so schöne Sax-Gänsehaut mehr erlebt. Auf die erste Club-Tour Franz Bentons (ab März) heißt es jedenfalls ein Auge werfen…

Dann der Ire. Will man Chris de Burgh mit einem Wort beschreiben, so bietet sich nur „Voll-Profi“ an. Der Mann weiß einfach genau, was die Menge will, und er verschwendet auch keinerlei Energie, diesen Willen zu enttäuschen. Die publikumswirksamsten Songs aus seiner letzten LP INTO THE LIGHT („Lady In Red“, „Fatal Hesitation“ und „For Rosanna“) streut er gekonnt in sein hitgespicktes Evergreen-Programm — und natürlich darf auch nicht der übliche Anbiederungs-Schmäh von wegen „ick spreche nix seit gull Deutsch“ fehlen.

Derselbe Tontechniker, der schon die Dire Straits in jeder akustisch noch so dämlich gebauten Mehrzweckhalle zum Live-Ohrenschmaus mischte, wurde auch hier für eine nicht zu knappe Abendgage verpflichtet. Die hervorragend trainierte Band ist mit den neuesten Errungenschaften Ider Unterhaltungselek-Itronik ausgestattet und I liefert — obwohl nur mit I halber Kraft in Aktion I — einen ordentlichen ‚ Set. Gerade noch bei“.Ship To Shore“, „Don’t Pay The Ferryman“ und , der ersten Zugabe „The I Getaway“ blitzen jene I musikalischen Adrenalin-Stöße auf, die man nachmittags bei einer flotten Soundcheck-Session — ohne Chef— in die leere Halle geblasen hatte. Fazit: Ein Abend ohne Überraschungen, sieht man vom Vorprogramm einmal ab…