Bis(s) zum bitteren Ende


Wie lang kann man noch das letzte kommerziell verwertbare Tröpfchen aus einem vermeintlich unsterblichen Topos saugen? So richtig Ruhe war ja nicht mehr in der Gruft, seit Anne Rice Anfang der Neunziger ihre romantischen Blutsauger in die Jungmädchenfantasien entsandte.

15. Juli

Wie lang kann man noch das letzte kommerziell verwertbare Tröpfchen aus einem vermeintlich unsterblichen Topos saugen? So richtig Ruhe war ja nicht mehr in der Gruft, seit Anne Rice Anfang der Neunziger ihre romantischen Blutsauger in die Jungmädchenfantasien entsandte. Aber was sich 2010 herumtrieb, waren wirklich mehr Vampire, als für ein geselliges Weekend nötig gewesen wären. „Eclipse“, der am 15. Juli angelaufene dritte Eintrag in die Twilight-Reihe, begeisterte mit seiner Hinfälligkeitsverherrlichung und kaum verbrämten Keuschheitsdoktrin Millionen. Im TV köderten die Vampire Diaries angefixte Teenies. True Blood dagegen war ganz okay. Schließlich warb sogar die Sparkasse mit einem Vampir. Und ganz am Ende kam „die deutsche Antwort auf Twilight“ ins Kino, mit blutsaugenden Luxusweibchen in „Wir sind die Nacht“. Klar: Die treiben in Berlin ihr unheiliges Wesen. In der banalen Realität kommt der erfolgreichste hiesige Nutznießer des Booms der Morbido-Romantik – „Der Graf“- aus Aachen.