Black Sabbath hustet


Bis ins kleinste Dorf wird es mittlerweile schon gedrunger sein: die neue Black Sabbath LP ist da!! Für Branchenkenner wird „Master of Reality“ den Erfolg von „Paranoid“ übertreffen.

Untrügliches Erkennungszeichen der LP: Sie fängt mit einem lauten Husten an, keineswegs kränkelnd, aber man hört, der Mann schafft sich. Das Husten wird rhythmisch und das erste Stück „Sweet Leaf“ fährt ab. Butjer’s Bass kommt stark zur Geltung, dann Tempowechsel, so dass Tony Iommi seine Gitarre voll rannehmen kann, unterstützt von den rasanten Figuren des Drummers Bill Ward. Progressive Klangbilder aus dem Nirgendwo leiten das 2. Stück „After Forever“ ein. Aber BLACK SABBATH kommt schnell zur Sache, indem sie ihrem Publikum einen ehrlichen Schlag aus Bill’s Drummerküche anbieten. BLACK SABBATH verformen ihre Musik nicht bis zur Unkenntlichkeit, sie bleiben immer identifizierbar. „Children of the Grave“ beginnen die 4 aus Birmingham mit Streichern, aber das ist nur die Vorstreichfarbe, denn eine klare musikalische Aussage schliesst an. Sehr gekonnt das Zusammenspiel von Ossie Osbornes bluestrainierter Stimme und Tonys Gitarrenbeiträge. Fast etwas „Alamo“-Charakter, auch durch die elektronische Schlussphase mit Geisterstimme.

Die 2. Seite hat ein hübsches kleines Opening: Tony schrieb sich dafür ein Gitarrensolo, dem er klassische Untertöne gab. Aber dieses Ding ist nur anderthalb Minuten lang – dann kommt wieder der volle Hammer: BLACK SABBATH spielen „Lord of this World“, ein hart rockendes Stück mit Metrik-Wechsel.

„Solitude“ ist eine ausgesprochen schöne Aufnahme, die der Gitarre wieder viel Raum lässt. Sie könnte auf jedem Folk-Festival gewinnen, vor allem auch, weil sie am Schluss nicht aufgebauscht wird, sondern mit konsequentem Glöckchenklingeln endet. – Doch dann rumst es wieder: „Into the Void“, eine mächtige Aufnahme. Herrausragend die Schnelligkeit des Drummers und die Art, wie er das Becken massiert. Bill weiss, was die Fans wünschen.

BLACK SABBATH bleiben mit beiden Beinen auf der Erde. Nichts ist spinnert; alles ist zu begreifen. Wenn sie einen Effekt einsetzen, wird ihnen jeder bescheinigen: „Okay, das gehört dahin, und so muss es sein. „Master of Reality“ ist nach diesem Schema aufgebaut: einfach und leicht verständlich.