Blumfeld


Berlin, Columbiahalle Propheten, die im eigenen Land was gelten: Jochen Distet- meyer bei der heiligen Messe. In a good way.

Auf dem an Attraktionen nicht eben armen Introducing-Festival waren Blumfeld als Headliner angesagt, nach den traurig-angetrunkenen Bright Eyes, vorden brachialen Briten Mogwai. Ein heterogenes Publikum also, das Jochen Distelmeyer und Kollegen hier zu überzeugen hatten, noch dazu in derwenig charmanten Columbiahalle. Vielleicht ist aber die Zeit nach Mitternacht genau richtig, die harmonieseligen Kompositionen des neuen Albums jenseits von jedem nebst zeigefingerndenTexten zu genießen. Mit der Single .Wir sind frei“ eröffneten sie das Konzert, und wir waren so frei, die Darbietung zunächst aus gehöriger Distanz und mit verschränkten Armen zu verfolgen. Man muss ja nicht gleich bei jeder heiligen Messe mittun -denn das war es. worauf die Westfalen zielten. Weihe. Größe. Kritische Poesie zu cremigen Gitarren. Und Pathos:“.Sternenstaub und Teil des Meers, Ergebnis der Gezeiten, so kreisen wir schon länger hierdurch unbegrenzte Weiten „. In getragenem Belcanto, sphinxengleich und durchaus charismatisch moderiert sich der.Frank Sinatra aus Bielefeld“ (Frankfurter Rundschau] durch ein Oevre, das von Platte zu Platte an Zugänglichkeit gewonnen hat, ohne an sozialkritischer Schärfe zu verlieren. Dass die melodischen Nuancen und bissigen Zwischentöne auch auf der Bühne zu reproduzieren sind, liegt nicht nur an der routinierten Arbeit der Musikanten, sondern auch am andächtigen Publikum. Ihm schaudert, wenn der Sänger wütend wird, und es atmet auf, wenn er mal grinst. Und auch wenn er hinkt, der Vergleich, darf hier auf das enorme Gefälle zwischen den in Schönheit gereiften Blumfeld und dem ebenfalls aufgetretenen musikalischen Studentenfutter ITomte, Kante] verwiesen werden. Wer mit seinem Material so souverän umgeht, der zeigt wirkliche Größe. Sei es, dass Arrangements ebenso gut von Robbie Williams sein könnten, sei es, dass sich Blumfeld – wie im liebevoll und hirnwegblasend neu arrangierten“.Verstärker“ – live allmählich den Nimbus der „deutschen Prefab Sprout „erspielten. Es nützt alles nichts: Blumfeld sind Dissidenten aus einem musikalischen Niemandsland. Propheten, die im eigenen Land was gelten, www.blumfeld.net