Brian Setzer


SWING-BANDS GIBT ES WIE SAND AM MEER, DOCH NUR WENIGE SIND SO POPULÄR wie Brian Setzer und sein 10köpfiges Orchester. Aus gutem Grund. Der ehemalige Kopf der Stray Cats ist der einzige originelle Interpret des gesamten Revivals: Ein ganzkörpertätowierter Retro-Fanatiker, der glitzernde Anzüge trägt, Rock mit Swing kombiniert und sich von einer klassischen Big-Band im Stil der 30er Jahre begleiten läßt. Er hat einen Werbevertrag mit Chivas Regal, schreibt Soundtracks für Disney und wird in der Presse hofiert wie kein Zweiter. Warum? Weil er fast sechs Jahre für etwas gekämpft hat, das zunächst keiner hören wollte. Drei Platten und unzählige Tourneen später ist er wieder da, wo er schon Anfang der 80er stand: ganz oben in den Charts und in der Gunst des Publikums. Selbst in einem Provinzkaff wie Phoenix, das außer brüllender Hitze wenig zu bieten hat, zieht er 6.000 Zuschauer an: jede Menge sensationslüsterne Rednecks, aufgestylte Teenager und deren vergnügungssüchtige Eltern. Eine kunterbunte Mischung, die nur eines will: tanzen. Daß im bestuhlten Rund der Mehrzweckhalle dafür nur wenig Platz ist, stört sie wenig. „Hey, ihr seht heute Abend wieder toll aus“, meint Brian und erntet johlende Zurufe ob seines eigenen Outfits: Glitzerhose, Föhnfrisur, wuchtige Gretsch-Gitarre und eine Big-Band in knallig grünen Anzügen. Doch Setzer setzt nicht nur optische, sondern auch musikalische Akzente. „The King“, wie er von seinen Fans genannt wird, präsentiert nicht nur die Highlights seiner bisherigen Alben, sondern auch viele alte Schätzchen: eine Rumba-Version von „Got To Get You Into My Life“ (Beatles), ein explosives „Brand New Cadillac“ (The Clash) oder auch Stray Cats-Klassiker wie „Rock This Town“. Alles neu arrangiert und mit solchem Spielwitz vorgetragen, daß selbst der letzte Tanzmuffel in Wallung gerät. Dieser Gig ist eine gominütige Werbeveranstaltung für einen Sound, der heute lebendiger klingt als je zuvor. Oder wie es mein mexikanischer Taxifahrer so treffend formuliert: „Swing is the thing, man!“