Buchtip: Rockin Deutschland


Von Günter Ehnert bei Taurus Press.

Nachdem sich das Rock-Lexikon so gut absetzen läßt, kommt nun, ein Jahr später, auch ein Deutsch-Rock-Lexikon heraus. Es wurde schon so viel über die deutsche „Scene“ geredet – ohne daß eine Änderung der Verhältnisse eintrat -, daß es gut in den Ohren klingt, jetzt ein Lexikon unserer Rockbands zu haben. Sowas gehört nun mal dazu, zu den Grundpfeilern einer „Scene“. Derweil sich verschiedene Radiostationen mit diesem Thema schwertun und sich um die Sache eher banausenhaft kümmern, ist es wichtiger denn je, ein einigermaßen repräsentatives Nachschlagewerk zu besitzen. Sollte vielleicht doch noch was aus der „Scene“ werden …

Natürlich ist dieses Buch, wie die meisten Lexika, nicht vollständig. Zum Beispiel fehlen die Pioniere des Deutsch-Rock, die alten Ohr-, Pilz- und Bacillusgruppen und solche historischen Formationen wie die Petards, Xhol und Jeronimo. Während sich Gruppen wie Nektar, TEA und Milestones breitmachen, fehlen Krokodil und Sweet Smoke. Polit-Rocker, die tatsächlich nur regionale Bedeutung besitzen (Zyankali und Panther), hätte man ebensogut weglassen können wie die Jazz-Big Band von Peter Herbolzheimer, an deren Stelle Association PC oder die Dave Pike Set weitaus wichtiger gewesen wären. Ein kleinerer Nachteil ist die Schludrigkeit, mit der die alphabetische Reihenfolge gehandhabt wird kreuz und quer! Die einzelnen Biographien sind derart objektiv gehalten, daß mitunter nicht einmal eine Stilrichtung deutlich wird. Nicht zuletzt fehlen im Gesamtregister (hinten) etliche Namen und was viel schwerwiegender ist: Das Register basiert auf Personen, nicht auf Gruppen. Wer also niemand von der gesuchten Band kennt, der sucht zur Strafe die ganze Liste durch.

Trotzdem lohnt es, sich diesen ersten Lichtblick einer deutschen „Scene“ zu besorgen. Allerdings nur mit der Hoffnung, daß in der zweiten Auflage mit den kleinen und größeren Fehlern gründlich aufgeräumt wird.